„Leben, wo andere Urlaub machen“

Landratswahl im Kreis Südliche Weinstraße: Dietmar Seefeldt will Landrat werden

Kreis Südliche Weinstraße. Am Sonntag, 11. Juni, finden die Wahlen des Landrats des Kreises Südliche Weinstraße statt. Nach 20 Jahren legt Theresia Riedmaier ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Zur Wahl für ihre Nachfolge stehen insgesamt drei Kandidaten. Chefredakteurin Yvonne Myszkowski vom PFALZ-ECHO traf sich mit allen drei und stellte ihnen dieselben Fragen. Den Auftakt macht Dietmar Seefeldt (CDU). In den kommenden Ausgaben folgen Torsten Blank (SPD) und Bärbel Conrad (Bündnis 90/Die Grünen).

Können Sie uns ein bisschen was über sich selbst und Ihren Werdegang erzählen?

Dietmar Seefeldt: Ich lebe seit meinem zweiten Lebensjahr in Offenbach, bin inzwischen 
46 Jahre alt und durch und durch Südpfälzer. In dieser schönen Region sind auch meine drei Töchter geboren. In Landau, am ESG, habe ich Abitur gemacht, anschließend eine Ausbildung für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst bei der Bezirksregierung – so hieß sie damals noch – in Neustadt absolviert. Dann kam der Wehrdienst, schließlich das Jura-Studium in Heidelberg sowie Referendariat mit erstem und zweitem Staatsexamen. Danach hatte ich das Glück, eine Stelle bei der Landesforstverwaltung zu bekommen, auch in Neustadt. Zwölf Jahre lang war ich dort – eine sehr spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit. Vereinfacht ausgedrückt, war  ich für den Wald zuständig. Vieles aus dieser Zeit prägt mich heute noch, die Themen sind mir wichtig und haben deshalb selbstverständlich Eingang in mein Programm gefunden. Weiter ging es 2012: Ich wechselte zur Kreisverwaltung Germersheim, wurde dort Dezernent für Jugend, Soziales und Schule. Die ersten zwei Jahre war ich auch noch Vorsitzender des Kreisrechtsausschusses und in der Funktion sehr viel mit Bauangelegenheiten beschäftigt. Seit 2014 bin ich erster Kreisbeigeordneter, sprich Stellvertreter des Landrats, und somit ist mir die gesamte Themenpalette, die in einer Kreisverwaltung anfällt, aus eigenem Erleben bekannt.

Die Südliche Weinstraße ist mein Zuhause.

Was sind Ihre Hobbys?

Dietmar Seefeldt: Wann immer es geht, spiele ich wöchentlich einmal in Offenbach Fußball. Das mache ich dann sehr leidenschaftlich. Ich spiele seit meiner Kindheit Fußball. Als Zuschauer gehe ich eher zu Handballspielen, zum TV Offenbach. Ansonsten genieße ich es, gerade jetzt, wenn es wieder etwas wärmer wird, zu schwimmen (gern und hoffentlich noch lange im Offenbacher 50m-Schwimmbecken), zu wandern oder auch Rad zu fahren. Dafür ist unsere Region bestens geeignet. Hier bin ich immer gern unterwegs.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Dietmar Seefeldt: Das fällt mir leicht: Dampfnudeln mit Vanillesoße!

Gab es eine bestimmte Erfahrung oder einen Anlass, der Sie dazu veranlasste, in die Politik zu gehen?

Dietmar Seefeldt: Ich bin in einem politisch geprägten Elternhaus aufgewachsen: Mein Vater war 30 Jahre lang Bürgermeister – und da war das Thema Kommunalpolitik immer präsent. Es kam, wie es vielleicht dadurch ja kommen musste: Ich wurde angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, mitzuarbeiten – bei mir war das damals die Junge Union. Es gab kein bestimmtes Ereignis. Irgendwie war das selbstverständlich. Mit 24 Jahren bin ich dann schon in den Verbandsgemeinderat gewählt worden und seitdem dabei. Das Grundinteresse an Politik, ganz besonders an Kommunalpolitik, habe ich schon seit meiner Kindheit. Ich habe direkt miterlebt, dass Politik was gestalten kann. Natürlich hat mich – damals meinen altersgemäßen Interessen entsprechend – sowas wie ein Stadionbau oder die Sanierung eines Schwimmbads besonders interessiert. Aber egal worum es ging, ich habe schon als Kind die Planung von Anfang an mitbekommen, den weiteren Verlauf genau verfolgt und dann das Ergebnis gesehen. Für mich war es greifbar: Kommunalpolitik kann richtig was bewegen!

Schlagwort Breitbandausbau: Wie wollen Sie den Landkreis fit für die digitale Zukunft machen?

Dietmar Seefeldt: So wie ein gut ausgebautes Straßennetz ein wichtiger Standortfaktor für die erfolgreiche Ansiedelung von Gewerbe und Industrie ist, genauso bedeutend ist schon heute das Thema Breitbandversorgung. Es gehört zu den Zukunftsthemen schlechthin. Daher ist es erfreulich, dass unser Landkreis den Bundeszuschuss für das Breitbandprojekt erhalten hat. Die Ortsgemeinden haben die Aufgabe an die Verbandsgemeinden, die Verbandsgemeinden haben sie an den Landkreis übertragen – eine tolle Gemeinschaftsleistung! Der Kreis hat in den Gremien die Entscheidung herbeigeführt, dass 1,2 Millionen Euro investiert werden, um die sogenannten weißen Flecken zu beseitigen. Wir sind uns glücklicherweise parteiübergreifend einig, dass wir das brauchen, dass das wichtig ist – für uns zuhause, vor allem aber für alle Betriebe.

Ich begegne meinem Gegenüber stets auf Augenhöhe und lege auf ein bodenständiges Miteinander großen Wert.

Dietmar Seefeldt: Ob Schreiner oder Architekturbüro – sie siedeln sich nur dann an, wenn auch eine entsprechende Breitbandversorgung vorhanden ist. Als Landrat möchte ich das Thema weiter vorantreiben und die Ortsgemeinden unterstützen. Welcher Weg dann gegangen wird, dem stehe ich offen gegenüber. Zum Beispiel arbeiten in der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern viele Gemeinden mit einem privaten Investor zusammen, der Glasfaser bis an die Häuser verlegt. Kostenfrei für die Gemeinden und für die Eigentümer. Das ist natürlich eine super Sache. Fest steht, dass es ein politisches Ziel des Landkreises bleibt, bei diesem wichtigen Zukunftsthema angesichts des enormen technischen Fortschritts am Ball zu bleiben und auf aktuelle Entwicklungen schnell zu reagieren. Die Zukunft ist digital. Dafür sind auch die Schulen fit zu machen, indem Projekte wie die „Digitale Schule oder Schule 4.0“ angegangen werden. Dabei geht es für die Schülerinnen und Schüler um die Vermittlung eines breiten Portfolios an Kompetenzen: Medienkompetenz, kritischer Umgang mit Informationen und Daten, Sicherheit im Netz bis hin zu Wissen über Technik und Problemlösung.

Schlagwort Infrastruktur: Was sind Ihre Ziele für den Landkreis? Wie stehen Sie zu einer zweiten Rheinbrücke?

Dietmar Seefeldt: Eine zweite Rheinbrücke brauchen wir unbedingt. Ein ganz klares Ja! Denn das Thema betrifft die gesamte Südpfalz. Es geht um die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, um wirtschaftliche Stärke und damit um Lebensqualität. Ich kann nicht verstehen, dass nach so vielen Jahren das Land immer noch kein Baurecht hergestellt hat. Das haben wir als Kreis leider nicht in der Hand. Aber wir können immer und immer wieder aufmerksam machen, wie wichtig das Projekt ist. Als CDU-Kreistagsfraktion Südliche Weinstraße, in der ich seit zehn Jahren Fraktionsvorsitzender bin, haben wir längst Resolutionen für den Bau einer weiteren Brücke eingebracht. Ich bin mir sicher, dass auch die Menschen der badischen Seite eine weitere Brücke gerne nutzen werden, um unsere schönen Weinfeste zu besuchen. Schon immer wirklich wichtig ist für mich auch das Thema Kreisstraßen. Ich achte sehr darauf, dass wir jedes Jahr entsprechende Gelder für die Sanierung und den Ausbau unserer Kreisstraßen im Haushalt einstellen.

Schlagwort Wirtschaftsregion: Wie wollen Sie die Wirtschaftsregion konkret stärken?

Dietmar Seefeldt: Wein und Tourismus – für viele der Wirtschaftsfaktor der Südlichen Weinstraße schlechthin und unsere große Stärke. Um diese Stärke zu erhalten und auszubauen, werde ich die Entwicklungen im Auge behalten, Impulse setzen und Innovationen unterstützen. Im Tourismus zum Beispiel sehe ich die Chance, unsere Attraktivität durch neue Wellnessangebote zu steigern. Zu einer funktionierenden Wirtschaft gehören wie die Winzer, Gastronomen und Gastgeber auch der Mittelstand und das Handwerk. Jeder hat seine eigenen Themen und Perspektiven. Ich möchte Hinhören, verstehen und das unterstützen, was möglich ist. Wichtige Arbeit leistet dabei unsere Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die MBB. Ein Thema liegt mir am Herzen: Ich möchte klar herausstellen, welche Wege es gibt, um erfolgreich Gewerbe anzusiedeln, und damit u. a. Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen. Eine Aufgabe als Landrat sehe ich darin, mich dafür einzusetzen, dass sich unsere vielen kleineren Gemeinden im Kreis weiterentwickeln können. Wenn wohnortnah Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, kann dies zu einer Reduzierung des immer stärker werdenden Pendlerverkehrs beitragen. Besonders stärken, können wir unsere Wirtschaftsregion auch, indem wir z. B. gezielt gesuchte Fachrichtungen schon als Ausbildung anbieten und damit dem Fachkräftemangel entgegentreten. Eine konsequente Weiterentwicklung der Berufsbildenden Schulen gehört hier dazu.

Wo sehen Sie die Stärken des Landkreises?

Dietmar Seefeldt: Der Landkreis Südliche Weinstraße ist traumhaft. Wenn ich über die Rheinebene Richtung Südliche Weinstraße fahre, sich in der Ferne hinter der Ebene die Weinberge und schließlich der Pfälzer Wald erheben, spüre ich die Stärke, die Schönheit, die Besonderheit unserer Region. Wo wir leben dürfen, machen andere Urlaub. Was für eine Stärke! Unsere Landschaft, der Wein, unsere Gastfreundschaft, unser Miteinander. Wir sind gut aufgestellt, unsere Betriebe und die Menschen leisten Hervorragendes. Und gerade deshalb, um diese Stärke zu erhalten und auszubauen, gilt es, die Entwicklungen im Auge zu behalten und als Landrat Impulse zu setzen, Innovationen zu unterstützen. So geht es beispielsweise im Tourismus heute oft um Wellnessangebote. Gemeinsam müssen wir sehen, was noch erforderlich und möglich ist. Ich stelle mir grundsätzlich in allen Bereichen die Frage: Was können wir noch besser machen, was wollen wir bewegen und erreichen?

Und wo seine Schwächen?

Dietmar Seefeldt: Schwächen – natürlich gibt es die auch. Und Themen, in die ich den Finger wie in eine Wunde legen könnte. Grundsätzlich völlig schief laufen die Dinge bei uns aber nicht. Wir haben das Glück, in einer Region zu leben, die wirtschaftlich gesund ist, in der Gemeinschaft noch zählt und uns in allen Belangen stärkt.

Die Zukunft ist digital.

Wenn Sie die heutige Weltpolitik ansehen: Präsident Trump, Erdogans Entscheid, etc. – wie würden Sie die aktuelle Lage kommentieren?

Dietmar Seefeldt: Ich bin von Grund auf ein sehr optimistischer Mensch. Für mich ist das Glas immer halb voll, nicht halb leer. Nichtsdestotrotz sind in den letzten Monaten Entwicklungen zu verzeichnen, die mir nicht gefallen: Brexit, Wahl von Präsident Trump, politische Veränderungen in der Türkei … Diesen Entwicklungen entgegnen- und für ein starkes Europa einzutreten, ist Aufgabe von uns allen, natürlich auch von Kommunalpolitikern und einem Landrat. Wie wichtig die Umsetzung des europäischen Gedankens war und ist, können wir in unserer Region regelrecht greifen: Die französische Grenze ist unmittelbar in der Nachbarschaft. Wir haben über diese Grenze hinweg ein sehr gutes Miteinander, greifen gemeinsam wichtige Projekte an. 70 Jahre Frieden ist ein großes Glück, aber keine Selbstverständlichkeit. Doch vielleicht haben ungute Entwicklungen doch was Gutes: Wir erkennen, was wir nicht wollen und lernen schätzen, was wir haben. Wir werden aufmerksamer im Miteinander – auch in der Politik – und haben dann auch wieder Freude am demokratischen Handeln und Gestalten für eine gemeinsame gute Zukunft.

Beschreiben Sie sich selbst in fünf Worten.

Dietmar Seefeldt: Ich kann zuhören, bin interessiert, manchmal ungeduldig, sportlich und vor allem gerne mit Menschen zusammen.

Warum sollte man Sie wählen?

Dietmar Seefeldt: Die Menschen, ihre Themen und ihre Mentalität sind mir vertraut, die Südliche Weinstraße ist mein Zuhause. Ich begegne meinem Gegenüber stets auf Augenhöhe und lege auf ein bodenständiges Miteinander großen Wert. Das ist aber nur ein Teil des Ganzen, schließlich geht es nicht nur ums Repräsentieren unserer Heimat. Der andere Teil ist meine Qualifikation: Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung, ein abgeschlossenes Studium, kenne ziemlich alle Aspekte von Verwaltung aus meinem Arbeitsleben. Derzeit hilft mir dies sehr bei meinen Aufgaben als Stellvertreter des Landrats in Germersheim. Ich traue mir zu, eine so große Verwaltung zu führen und konstruktiv mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Aufgaben anzupacken. (yv)