Steckbrief: Axel Ferdinand Konstantin Prahl

  • Geboren am 26. März 1960 in Eutin
  • Deutscher Schauspieler und Musiker
  • Absolvierte von 1982 bis 1985 ein Schauspielstudium in Kiel
  • Sein Fernsehdebüt gab er 1992 in Max Färberböcks Schlafende Hunde
  • Seit 2002 spielt er den Hauptkommissar Frank Thiel im Tatort des WDR
  • Auszeichnungen u.a.: 2001 und 2003 Adolf-Grimme-Preis, 2011 Goldene Kamera, 2015 Romy
  • Hat mit seiner Band ohne Namen u.a. Coverversionen von Rio Reiser im Repertoire

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Zum Film:
„Extraklasse 2+“, 3. Mai, 20.15 Uhr, ZDF 

Gemeinsam mit seinen Schüler:innen wird Ralph Friesner (Axel Prahl) vor eine unliebsame Aufgabe gestellt: Die Abendschule zieht in ein innovatives Bildungszentrum um. Ralph hält das für einen schlechten Scherz zumal er glaubt, dass an dem Bildungszentrum und dem feinen Direktor etwas faul ist. Der Film Extraklasse 2+ wird am 3. Mai um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

Was macht den Film Extraklasse 2+ Ihrer Meinung nach besonders?

Axel Prahl: Man muss zuallererst lobend erwähnen, dass es nicht um Mord und Totschlag geht… (lacht) … und trotzdem ist es auch ein bisschen ein Krimi. (schmunzelt)

Aus welchem Grund haben Sie sich für die Rolle des Lehrers entschieden?

Axel Prahl:Es ist schön, in einer Fernsehreihe mitzuspielen, welche kein Krimi ist. Friesner ist ja ein prämierter Journalist gewesen, befand sich in einer Lebenskrise und hat den Job des Lehrers an einer Abendschule angenommen. Zu seinem Erstaunen gefällt ihm das Unterrichten der verschiedenen Altersgruppen in seinen Klassen sogar ganz gut. 

So einen Lehrer, wie ihn Ralph Friesner verkörpert, würde ich mir auch für meinen Sohn wünschen. Leider findet man aber dieses Engagement zusammen mit seiner Menschlichkeit heute eher selten.

Axel Prahl: Ich glaube, das ist ein Vorurteil. Man tut da den Lehrern oft auch ein bisschen Unrecht. Es ist eher wie in der Politik. Da gibt es ein paar wirklich schwarze Schafe. Die kriegen ihren Hintern nicht hoch, spulen seit ewigen Zeiten immer den gleichen Lehrplan ab und bemühen sich überhaupt nicht, irgendein Interesse an den Schülern aufzubringen. Aber ich glaube, es gibt viele, die anders drauf sind.

Definitiv! Zumal die Schüler heute auch ganz anders sind als früher, vor allem was den Respekt vor den Lehrern betrifft.

Axel Prahl: Ja, das ist wohl wahr! Oft sind es ja auch die Eltern, die auf die Lehrerschaft schimpfen und dabei meist pauschal urteilen, ohne selbst Kenntnisse zu haben. Wenn man das wirklich beurteilen wollte, müsste man sich eigentlich mal selbst in den Unterricht setzen und als Gasthörer dabei sein. Wir waren ja selbst mal Schüler und haben die Lehrer, die einen extrem ran genommen haben, dann manchmal nicht so sehr gemocht. Das ist ein weites Feld.

Weil es im Klassenzimmer einen Wasserschaden gab, verlegt Ralph Friesner (Axel Prahl, M.), den Unterricht in die Eingangshalle. (Foto: ZDF/Frédéric Bartier)

Ja, das stimmt. Umso beeindruckender ist es, dass es Ralph Friesner im Film dennoch irgendwie schafft, die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Schüler zusammenzuführen und zu einem Zusammenhalt gegenüber der Zweiklassengesellschaft zu bringen.

Axel Prahl: Tja, dafür muss gekämpft werden. Wenn die Strukturen aufgebrochen und die Trennung zwischen Arm und Reich überwunden werden soll, muss etwas dafür getan werden. Das macht Ralph Friesner, wobei die Figur natürlich sehr optimistisch dargestellt wird. Ob das in der Realität wirklich so aussehen würde oder könnte? Jedenfalls wäre es eine hübsche Vision, wie man die Welt vielleicht auch gestalten könnte.  

Sie selbst haben ebenfalls einen abwechslungsreichen und aufreibenden Schul- und Bildungsweg hinter sich und haben ihr Abitur auch erst später nachgeholt. Wie sehen Sie Ihren Weg heute im Rückblick?

Axel Prahl: Das war für mich auf jeden Fall ein Glücksfall. Den vielzitierten Spruch: „Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben.“ konnte ich erst auf dem zweiten Bildungsweg verinnerlichen. Dort saß ich gemeinsam mit Erwachsenen, die schon Mitte 30 waren, in der Schulbank. Der Klassenclown Prahl war da auf einmal nicht mehr so gefragt. Da hieß es dann: „Klappe halten, Prahl! Ich brauche meinen Abschluss, du vielleicht nicht! Du bist noch ein junger Spunt. Hast ja das Leben noch vor dir. Aber ich bin hier, weil ich einen Meister machen will und deshalb hältst du jetzt mal die Klappe!“ Mancher Spruch kam natürlich dennoch durch und hat auch für Unterhaltung gesorgt. (lacht) Man muss ja auch mit Lust dabei sein. Aber es war schon auch anstrengend. Wir hatten jeden Tag acht Stunden Unterricht Ich musste von Neustadt nach Oldenburg in Holstein zur Schule fahren. Das waren 37 Kilomenter. Um kurz nach fünf Uhr morgens musste ich in den Bus steigen, um pünktlich in der Schule zu sein. Das waren dann immer recht lange Tage. Trotzdem gab es auch viel Abwechslung. Im Internet wird oft kolportiert, dass ich eine Ausbildung abgebrochen hätte…

Ja, das habe ich auch gelesen. 

Axel Prahl:… was aber völliger Bollocks ist. Als ich in der Berufsfachschule den Realschulabschluss nachgeholt habe, gab es in Schleswig-Holstein ein Angebot für ein erstes Grundbildungsjahr, das Schweißen, Drehen, Fräsen. Metallverarbeitung. Werkstoffkunde usw. beinhaltete. Im zweiten Jahr folgte dann die schulische Ausbildung mit dem Realschulabschluss. Das habe ich erfolgreich absolviert und somit auch ein erstes Grundbildungsjahr. Hätte ich im Anschluss daran, beispielsweise eine Automechanikerlehre gemacht, hätte ich statt drei Jahren nur zwei Jahre Ausbildungszeit gebraucht. Was für mich von großem Vorteil war, war dass man an der Berufsfachschule eher erkennen konnte, wofür Mathematik, Physik usw. eigentlich da sind. Der Stoff hatte einen Bezug zur Materie und zum Beruf. Dadurch war viel klarer, wofür man das benötigt.  

Als Sie im vergangenen Jahr den Film gedreht haben, war das anders als früher?

Axel Prahl: Ja, natürlich. Wir mussten im Februar unterbrechen und haben erst im Juli weitergedreht, als wieder ein bisschen gelockert wurde.

Welche Rolle spielt die Musik in Ihrem Leben? 

Axel Prahl: Momentan spielt sie für mich eine große Rolle, weil ich zu Hause in meinem Studio bin und komponiere. Aber dabei möchte ich mich nicht hetzen lassen und kann noch nicht so viel darüber sagen. Ich bin jedenfalls viel am Musizieren, mache Aufnahmen in meinem kleinen Home-Studio und produziere schon mal so munter vor mich hin.  Ansonsten ist es insbesondere für meine Musikerkollegen eine schlimme Zeit, eine wirklich, wirklich schlimme Zeit! Da sind tatsächlich viele Existenzen bedroht, weil keine Auftritte mehr stattfinden können. Auch bei den Veranstaltern sieht es ganz finster aus. Ich habe mir sagen lassen, dass die staatlichen Hilfen tatsächlich ganz gut funktioniert haben, was ich wirklich bemerkenswert finde. Das ist nicht selbstverständlich. Wobei es da bestimmt auch unterschiedliche Erfahrungen gibt. Wir haben trotz allem ein paar Konzerte geplant. Das sind Veranstaltungen, die draußen stattfinden können. Zum Beispiel sind wir zum Schleswig-Holstein Musik Festival eingeladen.

Das findet vermutlich im Sommer statt. 

Axel Prahl: Ja genau. Auch auf Sylt haben wir Konzerte geplant. Und so Gott will, dürfen wir sie auch spielen!

Ja, das hoffen wir. Hoffentlich kommt noch in diesem Jahr wieder ein Stück Normalität zurück.Nun möchte ich noch auf Ihre Rolle als Hauptkommissar Frank Thiel, zu sprechen kommen. 

Axel Prahl: Ja klar, der Tatort. (lacht)

Ein starkes Team: Der Pathologe Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, l) und Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) ermitteln für den WDR am Tatort in Münster. (Foto: WDR/Markus Tedeskino)

Wie viel Ihrer Arbeitszeit nehmen die Drehs zum Tatort in Anspruch?

Axel Prahl: Im Regelfall drehen wir zwei Folgen pro Jahr, was wir bisher auch tatsächlich immer hingekriegt haben. In diesem Jahr beginnen wir im Mai mit den Dreharbeiten für eine weitere Folge. Das Drehbuch liegt bereits auf dem Tisch, was allerdings noch ein work-in-progress ist. 

Wie lange dauert es ungefähr, bis eine Folge abgedreht ist?

Axel Prahl: In der Regel sind es 23 Drehtage, die vertraglich gesichert sind. An diesen Tagen bin ich meistens auch dran. 

Gibt Ihnen die Rolle des Hauptkommissars so etwas wie ein Heimatgefühl?

Axel Prahl: Zum einen ist Münster eine wunderschöne Stadt. Ich kann zum Beispiel verstehen, weshalb Roland Kaiser dorthin gezogen ist. Bemerkenswert ist auch, dass die AfD in Münster die niedrigste Quote im gesamten Deutschland hat. Das finde ich sehr herzerfrischend. Dann ist da noch die Promenade, der Fahrradzirkel rund um die Stadt. Das ist auch etwas Großartiges. Man ist in Münster tatsächlich mit dem Fahrrad viel schneller als mit dem Auto. Das ist vorbildlich. Es ist natürlich auch immer wieder schön, die alten Freunde wiederzusehen, wie Jan Josef oder Mechthild Grossmann, Claus, ChrisTine, Björn, das Team, die ganze Mischpoke eben. Jan Josef dreht gerade einen eigenen Film über die Zeit von Honecker, als er bei einer Pastorenfamilie in Lobetal Asyl bekam. Ich hatte das Vergnügen, ein paar Tage mit ihm drehen zu dürfen. 

Das heißt, Sie treffen sich mit den Kollegen auch zu anderen Projekten.

Axel Prahl: Das kann vorkommen. Wobei Jan Josef bei diesem Film die Regie führt.

Zum Schluss noch eine kurze Frage: Frühaufsteher oder Langschläfer?

Axel Prahl: Frühaufsteher. Eigentlich sogar mehr ein „Aus-dem-Bett-Faller“ (lacht).

Ganz herzlichen Dank für das Gespräch!