Steckbrief

Bodo Bach

Bürgerlicher Name: Robert Treutel

Geboren am 25. Oktober 1957 in Frankfurt am Main

Seit 1983 Radiomoderator, zunächst durch Scherzanrufe beim Sender FFH bekannt

2001: eigene TV-Show in Sat.1 „Bei Anruf Lachen“ 

1994: Bodo Bach wird „geboren“ – charakteristisch für die Scherzfigur sind der neuhessische Regiolekt und eine Batschkapp

Seit 2003: Auf Tour mit eigenen Comedy-Programmen

Verheiratet, ein Sohn

Wie ich nun weiß, ist Bodo Bach gar nicht Ihr richtiger Name, sondern Robert Treutel. Wenn Sie jemand auf der Straße anspricht, werden Sie dann eher als Herr Bach begrüßt, oder kennen die Menschen Ihren richtigen Namen?

Robert Treutel: Der Bodo ist eben der, den man kennt. Das ist auch gut so, ich habe mir schließlich viel Mühe gegeben, die Figur bekannt zu machen. Der wahre Name spielt keine große Rolle. Der Robert denkt sich zwar den Unfug aus, aber es ist der Bodo auf der Bühne, der das Ganze ausbaden muss (lacht).

Hätten Sie gedacht, dass Bodo Bach die Menschen nach mittlerweile 20 Jahren immer noch begeistern kann?

Robert Treutel: Ich habe natürlich immer gehofft, dass das so ist, aber gedacht habe ich es nicht. Der Markt ist groß und gerade Comedians gibt es sehr viele. Mit dem Humor ist es so eine Sache – er hat eine schnelle Halbwertszeit. Sie kennen das bestimmt auch privat, wenn Sie einen Witz erzählen. Den erzählt man vielleicht eine Woche, dann ist er durch und keiner lacht mehr drüber. Ich musste mich einfach immer weiter entwickeln, was ich auch gemacht habe. Bodo hat im Radio mit der Telefoniererei angefangen. Das hat seine Zeit gehabt und war dann auch irgendwann mal vorbei. Dann bin ich auf die Bühne und habe versucht, die Leute zu unterhalten, was mir bisher ganz gut geglückt ist. Ich habe mir immer wieder neue Geschichten ausgedacht und ein neues Programm mitgebracht. Jetzt bin ich mal ein bisschen faul gewesen und habe gedacht, dass ich aus den 20 Jahren einfach die schönsten Geschichten aus meiner Zeit rausziehe. Das war auch eine gute Entscheidung, denn wir wussten ja alle nicht, dass die Pandemie kommt. Ich war im Februar 2020 noch in Bad Bergzabern, da war die Welt noch in Ordnung. Wenn man in Zeiten, in denen Auftritte so gut wie gar nicht möglich sind, ein Best-of-Programm spielen kann, ist es auch leichter, dieses auf der Bühne zu präsentieren, denn das habe ich gut im Kopf. Bei einem neuen Programm hätte ich mich immer wieder neu reindenken müssen, denn es ist ja auch anstrengend zwei Stunden alleine oben auf der Bühne (lacht).

Ja, das glaube ich Ihnen. Das stelle ich mir nicht so einfach vor. Das aktuelle Programm ist sozusagen ein „Best-of“ von Bodo Bach. Darauf können Sie mächtig stolz sein, denn soweit muss man erst einmal kommen. 

Robert Treutel: Ja, das bin ich tatsächlich. Wobei zu stolz sollte man auch nicht sein. Ich bin natürlich froh und dankbar. Mein Publikum ist mit mir sozusagen erwachsen oder älter geworden. Ich bin wieder am 27. November in Bad Bergzabern und bin dann schon 65 – nicht mehr ganz der Jüngste. Stolz bin ich definitiv, dass ich schon so lange dabei bin und so viel Programm habe. Ich habe in den 20 Jahren viele Stunden mit Geschichten gefüllt und davon habe ich mir die schönsten rausgesucht. Je nachdem wo ich spiele, ändert sich schon auch mal das Thema. Gerade in Bad Bergzabern werde ich bestimmt das Thema Wein aufgreifen und über meine Weinwanderung erzählen.

Es ist viel Zielstrebigkeit und Fleiß gefragt, um sich das Ganze überhaupt so zu erarbeiten. Wie man sieht, haben Sie viel davon aufgebracht, und jetzt ist es doch auch schön, wenn man sich einfach mal darauf ausruhen und etwas zurücklehnen kann.

Robert Treutel: Na klar, vor allem für so ältere Herren wie mich ist das sehr angenehm. Es ist ja nicht nur der Rücken, der weh tut. Im Kopf fängt’s ja auch an… (lacht)

Sie wollen jetzt aber nicht sagen, dass Ihre wilden Zeiten vorbei sind. 

Robert Treutel: Na, na, Frau La Porta! Das geht mir jetzt aber doch ein bisschen zu nah (lacht). Nein, ich mache meinen Beruf sehr gerne, bin gern unter Leuten und freue mich vor allem, dass wir wieder dürfen. Ich habe nur Angst vor dem Herbst. Die Fachleute sind sich leider nicht einig. Der eine ist der Meinung, dass er ganz schrecklich wird, beim anderen wird es gar nicht so wild. Ich hoffe, dass wir uns alle gesund und munter in Bad Bergzabern sehen.

Es kann leider niemand voraussagen, was uns im Herbst erwartet.

Robert Treutel: Es ist für uns wirklich sehr schwer. Man sieht die großen Hallen, Helene Fischer steht vor 130.000 Leuten, Mario Barth hat 10.000. Wir, die in der Regionalliga oder Bundesliga spielen, haben im Schnitt 300 bis 400 Gäste. Das letzte Mal in Bad Bergzabern waren es, meine ich, 250. Die wissen momentan aber alle noch nicht, was am 27. November ist. Muss ich eine Maske anziehen, bin ich gesund, ist die Veranstaltung überhaupt erlaubt, sitze ich mit Abstand? Was ist, wenn ich eine Eintrittskarte habe und es findet nicht statt? Unsere Karten bekommt man natürlich erstattet – keine Frage! Momentan verkaufen sich die Karten sehr schlecht, was ich den Leuten aber auch nicht verübeln kann. Zu allem kommt auch noch die Energiekrise, das Geld sitzt nicht mehr so locker. Wir, und da spreche ich auch für meine Kollegen und Kolleginnen, tun uns momentan sehr schwer. Unsere Kleinkunst ist echt am Boden. Die Kartenverkäufe laufen alle sehr kurzfristig. Die Leute sagen: „Ach, am Sonntag kommt der Bodo, da geh ich hin.“ Es sind alle sehr zurückhaltend. Ich möchte einfach auf die Situation der Kleinkünstler hinweisen, denn die Menschen sehen überall die Plakate mit Veranstaltungen und denken: Ach, den Künstlern geht es jetzt wieder gut. So ist es leider nicht und das möchte ich deutlich machen.  

Also ich kann nur von mir reden, aber ich freue mich sehr auf Ihre Show in Bad Bergzabern. Ich denke, mit den Pfälzern kommen Sie gut klar, oder?

Robert Treutel: Ich notiere mir tatsächlich immer, wie die Stimmung bei den Veranstaltungen war, und ich kann sagen, dass ich mit den Südpfälzern sehr gut klarkomme. In Regionen, in denen der Wein zuhause ist, ist es immer toll. Ich will damit natürlich nicht sagen, dass dort alle besoffen sind (lacht). Nein, sie sind einfach von der Grundstimmung her fröhliche und offene Menschen. Da ist es für uns Künstler immer gut zu spielen. Ich selbst liebe Wein ja auch, von daher passt das alles!

Was war denn in den ganzen Jahren Ihrer Karriere ein einschneidender Moment? Sei es positiv oder negativ.

Robert Treutel: Einschneidende Momente für mich sind immer Premieren. Die Hauptarbeit für uns ist ja immer das Erarbeiten eines Programms. Das fällt mir leider nicht so einfach in den Schoß. Man sagt zwar immer, das Leben schreibt die Comedy, aber wir haben ja nicht den ganzen Tag einen Block dabei und schreiben alles auf. Das Besondere ist für mich immer dann, wenn ich bei einer Premiere auf die Bühne gehe – ich habe in den 20 Jahren ja nun schon acht Programme gehabt. Ich freue mich auf die Bühne zu gehen und das Publikum zum Lachen zu bringen. Gerade auch in dieser Zeit.

In Ihrer Biografie habe ich gesehen, dass, nachdem 2003 Ihr erstes Soloprogramm „Bodo Bach – Aus em Häusche“ einschlug, ein Programm nach dem anderen rauskam. In dieser Zeit waren Sie sehr produktiv und das war vermutlich auch ziemlich anstrengend.

Robert Treutel: Ich mache das mit zwei Freunden zusammen, wir tauschen uns aus, denn ich bin kein Alleinschreiber. Es geht eben einfach nicht, mit einem Programm drei- oder viermal am selben Ort aufzutreten. Das muss weiterentwickelt werden. Aber ja, ich war schon immer fleißig, das stimmt. 

Dann sei es Ihnen gegönnt, dass Sie heute alles ein wenig ruhiger angehen.

Robert Treutel: Sie sind genau auf meinem Trip (lacht). Es ist nicht so, dass ich alt und gebrechlich bin, aber man darf sich doch auch mal auf seinen Lorbeeren ausruhen. Ich bin allerdings schon wieder ein bisschen am Planen und mache mir für 2024 Gedanken. Da muss ich natürlich jetzt schon anfangen daran zu arbeiten. Auf der Bühne erzähle ich die Geschichten, als ob sie mir gerade einfallen. Das ist natürlich nicht so. Ich kann nicht auf die Bühne gehen und denken: „Na, da wird mir schon was einfallen.“ Das geht nicht. Die Leute bezahlen Geld dafür, mich anzuschauen und dann haben Sie auch ein Recht darauf, dass ich mir Mühe gebe. Wenn ich in ein Restaurant gehe, soll der Koch auch etwas können und mir nicht nur einen Teller hinstellen.  

In „4tel nach Bach“ beweisen Sie Ihre Schlagfertigkeit und Ihr Improvisationstalent. Sie telefonierten mit Ihnen unbekannten Menschen live auf der Bühne. Das ist für mich extrem hohe Kunst.

Robert Treutel: Ja, das war auch das anstrengendste Programm. Das gebe ich wirklich zu und es hat auch nicht immer funktioniert. Ich hatte aber schon ein gewisses Repertoire zu gewissen Themen. Sie können ja nicht einfach jemand anrufen und ärgern. Es war schon sehr anstrengend und hat auch oft nicht geklappt. Sie stehen auf der Bühne und versuchen jemand zu erreichen. Dann geht niemand dran und man versucht es nochmal. Die Zeit kommt einem wie eine Ewigkeit vor. Aber das Publikum hat es geliebt. Die Menschen haben es geschätzt, dass ich mich das getraut habe und so spontan war. Auf Dauer war das leider nicht leistbar. Ich habe dann auch mit dem Telefon abgeschlossen, denn alles hat seine Zeit und ich wollte auch gern mal was anderes machen. Es war schon etwas Besonderes und oft hat es auch sehr gut geklappt. Ich habe wirklich viel Spaß dabei gehabt.  

Was war denn der kurioseste Anruf, den Sie getätigt haben?

Robert Treutel: Namen dazu habe ich leider nicht mehr im Kopf. Aber nachdem ich die Anrufe im Radio getätigt habe, habe ich die Leute auch meistens kennengelernt, denn wir mussten natürlich immer nach meinem Anruf erstmal fragen, ob wir das überhaupt senden dürfen. Hier und da gab es über den Radiosender auch mal ein Treffen mit meinen Anrufkandidaten. Das für mich schönste Treffen war mit einem Polizisten, den ich reingelegt habe. Es ging damals um Koks. Das war in der Zeit, als Konstantin Wecker und Christoph Daum Probleme hatten. Ich habe dem damals jungen Polizisten erzählt, dass ich auch Koks im Keller habe. Er war natürlich ganz entsetzt und fragte, wie viel es denn sei. Na, so zwei bis drei Zentner werden es sein, meinte ich daraufhin. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass er nach 30 Sekunden den Braten riecht und ich auffliege. Das war aber nicht der Fall. Er war völlig entsetzt und meinte: „Und Sie benutzen das?“ „Klar, die ganze Familie benutzt das!“ Nach zwei Minuten musste ich ihm wirklich helfen. Mittlerweile ist er im Ruhestand und wir stehen immer noch in Kontakt. Er war damals über die Geschichte nicht glücklich, hat aber im Nachhinein sehr darüber gelacht. Die schönsten Sachen auf der Bühne waren natürlich immer diejenigen, die funktioniert haben. Ich konnte nicht einfach irgendwo anrufen. Ich brauchte vorab irgendwelche Informationen. Es gab eine Geschichte, die immer gut funktioniert hat – vor allem wenn gerade Urlaubszeit war: Jemand im Publikum hat Bekannte oder Freunde, die am nächsten Tag in Urlaub fliegen wollen. Wichtig ist, dass ich vorab viele Informationen erhalten habe, denn ich muss, wenn ich eine Falle stellen möchte, auch glaubwürdig rüberkommen. Ich wusste also, dass die weg wollen und bestenfalls noch mit welcher Fluggesellschaft. Dann habe ich dort angerufen und gesagt: „Hören Sie mal, Sie fliegen ja morgen mit Condor nach Antalya. Wir haben leider ein großes Problem. Die Maschine ist komplett überbucht und ich bekomme Sie leider nicht mehr rein.“ Sie waren natürlich entsetzt, denn der Flug ging ja bereits am nächsten Morgen um 7 Uhr und ich habe am Abend zuvor abgerufen. Dann ging’s weiter: „Ich habe aber eine Lösung für Sie. Ich hätte noch Platz in einer Frachtmaschine. Da könnte ich Sie mit reinsetzen. Das wäre mir auch sehr lieb. Der Pilot ist noch Anfänger und darf nur Päckchen fliegen.“ (Anmerkung der Redaktion: Redakteurin lacht sich kaputt!) Und wenn dann am Ende noch jemand ganz entsetzt an der anderen Leitung war und meinte: „Was, das gibt’s doch nicht!“ „Doch, ich bräuchte nur noch Ihre Größe wegen dem Fallschirm, denn Sie sitzen ja dann im Frachtraum.“ Da musste ich auch den Hörer zuhalten, damit ich nicht ins Telefon lache. Für alle Telefonscherze, die ich gemacht habe gilt: Er war immer nur so gut, wie das, was am anderen Ende passiert ist. Ich hatte viele dumme Ideen, aber manche haben auch gar nicht funktioniert. Wenn die Falle gut gestellt ist, macht das großen Spaß! 

Ach herrje, ich kann mir das genau vorstellen (lacht immer noch). Sie sind auch in verschiedenen TV-Produktionen zu sehen. Ist das etwas entspannter, als live auf der Bühne zu stehen?

Robert Treutel: Das ist etwas völlig anderes und ist insofern entspannter, als dass man gar nicht so viel Vorbereitung braucht. Es sind ja Quiz-Sendungen und wir wissen vorher gar nicht, was auf uns zukommt. Ist ein bisschen wie ein Kindergeburtstag. Es macht Spaß und ist in anderer Form etwas anstrengend. Wir müssen viel früher da sein. Es wird geschaut, welches Hemd getragen wird, wir werden geschminkt. Das dauert einfach und wir sitzen lange rum, bis es überhaupt losgeht. Wenn ich auf die Bühne gehe, komme ich am späten Nachmittag und mache kurz den Sound-Check. Dann geht es aber auch schon los. Auf der Bühne muss ich total bei mir sein und das ist schon anstrengender. Das Publikum sitzt da und möchte von mir gut unterhalten werden. Fernsehen ist da ein bisschen lässiger. Ist aber mit der Bühne überhaupt nicht vergleichbar. Ich stehe definitiv lieber auf der Bühne.  

Kommen wir zu meiner letzten Frage: Wie viel Robert Treutel steckt in Bodo Bach?

Robert Treutel: Inzwischen ganz viel! Am Anfang war es wirklich nur eine Kunstfigur. Im Radio hatten die Leute ja auch gar kein Gesicht vor Augen, sondern nur die Stimme. Als es dann auf die Bühne ging hat man gedacht: „Oh der muss aber auch lustig aussehen.“ Daraufhin hatte ich eine Verkleidung bekommen, die ich mittlerweile aber abgelegt habe. Ich gehe auf die Bühne und ziehe das an, was ich auch im normalen Leben anhabe. Meinen Mutterdialekt nehme ich, je nachdem, wo ich bin, mal mehr, mal weniger mit. Wenn ich in Hamburg oder Berlin spiele, kann ich nicht ganz so dick hessisch auftragen, sonst versteht mich keiner mehr. Aber Hessisch ist sehr schön variabel, das kann man gut dosieren. Es steckt schon viel Robert in Bodo.

Herr Treutel, ich habe schon lange, ich würde fast sagen noch nie, ein so lustiges Interview geführt. Herzlichen Dank dafür und ich freue mich auf den 27. November in Bad Bergzabern.