Südpfalz. Fußball ist heute die populärste Sportart der Welt. Auch in der Südpfalz gibt es Tausende Aktive in örtlichen Vereinen, Zehntausende Fans. Der diesjährige Aufstieg des Pfälzer Spitzenclubs 1. FC Kaiserslautern in die Zweite Bundesliga hat die ganze Region begeistert. Fußball ist nicht nur Sport, sondern hat auch gesellschaftliche Auswirkungen.

Dominik Veith vom Stadtarchiv Landau hat die Anfänge des Fußballs in der ehemaligen Garnisonsstadt erforscht. Als Hauptquelle hat der Archivar die Berichterstattung im Landauer Anzeiger ausgewertet, „eine lokale Tageszeitung mit bürgerlich nationalem Profil“, so Veith. Im Rahmen der von der VHS und der Bezirksgruppe Landau des Historischen Vereins der Pfalz veranstalteten Vortragsreihe hielt er am 13. Juni im Otto-Hahn-Gymnasium einen Vortrag.

Nach seinen Ergebnissen lässt sich der Fußballsport in Landau bis 1902 zurückverfolgen. Am 2. Mai 1902 meldete der Landauer Anzeiger, dass der neugegründeten Fußballgesellschaft mit Unterstützung der Garnisonsverwaltung der Hof der Weißen Kaserne zum Fußballspielen zur Verfügung gestellt wurde.

Karl Minges,1903 Realschüler und 13 Jahre alt, erinnerte sich 50 Jahre später in einer Festschrift des ASV Landau von 1953, wie er als Jugendlicher das Aufkommen des Fußballs miterlebte: „Als ich an einem Sonntag des Jahres 1903 pflichtgemäß zur Kirche gehen wollte (…), sah ich auf dem Hof der alten ‚ Weißen Kaserne‘, wie einige junge Leute im weißen Dress sich mit einem Ball tummelten. Das Tor bestand aus zwei Pfosten und einer Querlatte, von einem Netz war nichts zu sehen. Neugierig wie ich war, schlüpfte ich durch den Eisenzaun und sah zu ersten Mal im Leben ein Fußballspiel (…) Ich stand hinter dem Tor und holte den Ball herbei, wenn er über die Spielgrenze getreten war. Lange dauerte jedoch diese Zubringerrolle nicht, denn man forderte mich auf, in das Spielfeld hereinzukommen und mitzuspielen. Ich tat es, und der Fußball hatte mich gefangen!“

Hauptinitiator in Landau war Eugen Seibold, später Herausgeber des in München erscheinenden Magazins „Fußball“. Wie auch in anderen Garnisonsstädten, diente in Landau zunächst militärisches Gelände als Fußballplatz.

Die Weiße Kaserne wurde 1910-12 abgerissen, sie stand ungefähr dort, wo heue der Weißquartierplatz ist. Danach verlagerte sich das Spielgeschehen auf den Ebenberg. Die Artikel der Anfangszeit sprechen laut Veith von „regem Interesse“, „zahlreichen Zuschauern“, ohne konkret zu werden. Vor dem Ersten Weltkrieg existierten in der Südpfalz Fußballvereine in Speyer, Germersheim, Landau, Herxheim, Pfortz und Wörth.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 mussten auch die aktiven Fußballer einrücken. Das führte zum Ende des zivilen Spielbetriebs, gleichzeitig zu einem Aufschwung des Fußballs beim Militär. Der Kaiser hat die Aufnahme dieses Sports in das Exerzierreglement genehmigt. Nach dem Ersten Weltkrieg nahmen viele die Fußballbegeisterung in ihre Heimatorte mit.

Das Echo war geteilt. Junge Kaufleute zeigten sich aufgeschlossen, ablehnend verhielten sich die meisten Turner, denen Fußball als rohes und unschönes Spiel galt. So hat der 1880 gegründete Turnverein Bergzaben die Einrichtung einer Fußballabteilung nach dem Ersten Weltkrieg verboten. Daraufhin trennten sich die „Jungen Wilden“ um Karl Frey und Willi Rott vom Stammverein und gründeten am 22. Mai 1920 die „Bergzaberner Kickers“. Wie die Chronik weiter berichtet, hatte Wilhelm Sanwald „auf der Rötz“ eine Wiese gekauft, auf der bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg die Heimspiele ausgetragen wurden.

Die Einführung des Acht-Stunden-Tages im November 1918 bildete eine wichtige Voraussetzung für den Durchbruch des Fußballs zum Breitensport in den 1920er Jahren. In vielen südpfälzischen Orten kam es jetzt zu Vereinsgründungen. 1920 z.B. in Queichheim und Offenbach, 1921 in Impflingen, Billigheim und Bellheim. Bei der feierlichen Eröffnung des Landauer Südpfalzstadions im Juni 1927 mit über 10.000 Zuschauern zählte ein Fußballspiel zwischen Landau und Phönix Karlsruhe zu den Höhepunkten. Schärfster südpfälzischer Konkurrent für die Landauer war lange Jahre Viktoria Herxheim.

Die „Viktoria“ nennt als Gründungsdatum den 13. Februar 1913. An diesem Tag versammelten sich 13 junge Leute in der Gastwirtschaft „Zum Rheinischen Hof“ am Herxheimer Bahnhof und beschlossen, einen Fußballverein zu gründen. Otto Koob, damals bei der Zigarettenfabrik Kurze & Hering beschäftigt, wurde einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der Schulhof diente als erste illegale Übungsstätte, was aber die örtliche Polizei nicht duldete. Gönner überließen dem jungen Verein in der Nähe des heutigen Sportplatzes eine Wiese.

Zwischenfälle und Tumulte bei Spielen waren recht häufig. Beim Landauer Lokalderby 1924 fielen Zuschauer über einen Spieler des VfR Landau her. Als 1928 Queichheim gegen Edesheim spielte, stürmten Queichheimer Anhänger den Platz und verprügelten die Edesheimer Mannschaft. 1928 sah sich der Landauer Anzeiger zu einer Artikelserie mit dem Motto „Unser Kampf Fairplay“ veranlasst. Daraus kann man schließen, dass Fußball inzwischen breite Bevölkerungskreise bewegte.

Nach dem Tiefpunkt des Zweiten Weltkriegs setzte der Fußball seinen Höhenflug fort. (ebl)

Der FC Phönix Bellheim wurde 1929 Kreismeister und Gaumeister.
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