Der Herbst erobert sich wieder seinen Platz in der Natur und die beliebte südpfälzische Weinfestsaison neigt sich ihrem Ende zu. Gemütliche Abende im Warmen, bunte Blätter auf den Straßen, die Mützen und Schals werden langsam wieder aus dem Schrank geholt. Doch alles andere als entspannt geht es derzeit insbesondere für eine Berufsgruppe zu: Die Winzer starten wieder mit der Traubenernte, auch bekannt als das „Herbsten“.

Henrik Schweder vom Weingut Schweder aus Hochstadt, berichtet dem PFALZ-ECHO von den Arbeiten auf einem Weinberg, der Ernte und schlussendlich der Fertigstellung des Weines für den Verkauf.

Als zweitgrößtes Weinanbaugebiet Deutschlands kann die Pfalz nicht nur auf eine reiche Geschichte voller Tradition zurückblicken, sondern genießt auch bundesweit große Marktbedeutung. Schon die Römer wussten das edle Traubenerzeugnis zu schätzen und brachten das notwendige Wissen zur Herstellung in die Region – heute stellt die Deutsche Weinstraße die erste Weintouristik-Route der Welt dar.

Der Wein ist allgegenwärtig in der Südpfälz und nicht nur die zahlreichen Weinfeste beweisen die Bedeutungsstärke für die Menschen der Region. Doch auch wenn Riesling, Spätburgunder, Dornfelder und Co. als wichtiges Exportgut und Genussmittel in der Umgebung geschätzt werden, ist der Weg des Weines – von der Rebe bis zum fertigen Produkt – für viele heute ein Rätsel. Dabei ist auch in diesem Wirtschaftszweig die Entwicklung nicht zu stoppen.

(Foto: Schweder)

„Wer einen Weinberg besitzt, hat eigentlich das ganze Jahr Arbeit“, berichtet Henrik Schweder vom Weingut Schweder in Hochstadt. Etwa im Januar wird der Rebschnitt vorgenommen, der das Wachstum, die Form und somit den Ernteertrag beeinflusst. Eine aufwändige Arbeit, die viel Zeit benötigt. Ist das Rebholz zurückgeschnitten, erfolgt etwa im März und April das Biegen und Anbinden der Fruchtruten an das Drahtgestell.
Während die Trauben nun Zeit zum Wachsen und Gedeihen haben, gilt es, das Wohlbefinden der Stöcke und des Bodens regelmäßig zu überprüfen und zu pflegen. Henrik Schweder erklärt: „Besonders im Frühjahr sind Frost und Hagel enorm schädlich für das Wachstum der Reben. Außerdem sind Pilzerkrankungen immer wieder ein leidvolles Thema für die Winzer.“ Die neuartige Rebsorte Sauvignac bietet hier einen Fortschritt in der Branche – diese pilztoleranten Gewächse schützen sich selbst vor dem Pilzbefall und bedürfen nahezu keine weiteren Pflanzenschutzmittel. Das Weingut Schweder hat dieses Jahr einen ersten Versuchsanbau gestartet.

Ende Juni beginnen die Reben zu blühen, sie sollten nun ihre Ruhe haben. Am besten in dieser Zeit ist ein trockenes, sonniges Wetter – das milde Klima der südpfälzischen Region bietet hier optimale Bedingungen.

Insbesondere im weiteren Reifeprozess werden die Trauben für witterungsbedingte Einflüsse anfällig. Wenn im September die Früchte weicher und süßer werden und kurz vor der Ernte stehen, bekommen ihnen am besten warme Tage und kalte Nächte. Bevor das Herbsten beginnt, werden die Reben gesichtet und deren Qualität bestimmt.
Ist die Erntezeit im Herbst angebrochen, werden die Früchte entweder per Handlese oder Vollernter abgetragen. „Auch wenn in den meisten Fällen die Vollernter zum Einsatz kommen, kann bisher nicht vollends auf die Handlese verzichtet werden“, gibt Henrik Schweder zu bedenken. Dies ist in erster Linie von der Beschaffenheit der Flurstücke abhängig.

Vom Weinberg wird die Ernte mit Transportern in das Weingut gebracht beziehungsweise in die Kelterhalle transportiert. Daraufhin erfolgt das Pressen der Trauben (auch Keltern genannt) und das Filtern des gewonnenen Saftes. Durch das Zusetzen von Hefe werden die Zuckeranteile in Alkohol umgewandelt – Wein ensteht. Dieser Vorgang kann in wenigen Tagen vollzogen oder über mehrere Wochen hinweg durchgeführt werden.

Selbstverständlich benötigt es noch weiterer Vorgänge, Prozesse und typischer Handlungsweisen, um das komplette Handwerk der Winzer und der Weinherstellung abzubilden, jedoch kann Henrik Schweder feststellen: „Der Beruf des Winzers liegt derzeit im Trend. Ein natürliches und regionales Produkt, ein solides und gleichzeitig grünes Handwerk, mit dem sich viele junge Menschen identifizieren können. Der Wein erlebt einen Aufschwung und ist auch bei jungen Menschen immer beliebter geworden.“ (stm)