Steckbrief

  • Geboren am 20. März 1974 in Köln.
  • Bereits mit zehn Jahren trat sie in Kinder-Musicals auf.
  • Nach dem Realschulabschluss arbeitete sie als Krankenschwester.
  • 1999 wurde sie für die Comedy-Serie „Hausmeister Krause“  entdeckt.
  • Filme und Serien u. a.: „Barfuß“ (2005), „Die dreisten Drei“ (2007).
  • Seit 2013: Rolle als Staatsanwältin Ellen Bannenberg in der ZDF-Serie Heldt.


Die achte und damit letzte Staffel der Serie „Heldt“ ist gerade angelaufen. Die Dreharbeiten sind dagegen schon eine Weile her. Wie haben Sie den Abschied denn inzwischen verkraftet?

Janine Kunze: So richtig haben wir das alle immer noch nicht realisiert. Das kommt erst jetzt so langsam. Wenn man als Schauspieler ein paar Jahre lang in einer Serie mitwirken durfte, kommt man automatisch an den Punkt, wo man weiß, dass es auch weiter gehen muss. Aber besonders, wenn man – wie wir bei „Heldt“ – eine besonders intensive Verbindung zum Team hatte, ist das natürlich trotzdem ein emotionaler Schritt. Wir haben uns alle großartig verstanden, unser Verhältnis war total innig und ich habe die Arbeit extrem genossen. Ich fühle vor allem Dankbarkeit dafür, dass ich Teil davon sein durfte. Und ganz vorbei ist es für mich persönlich zum Glück nicht: Ich habe immer noch zu vielen aus dem Team Kontakt und es sind in den letzten Jahren einige Freundschaften entstanden. Mit Kai (Anm. der Redaktion: Kai Schumann, zweiter Hauptdarsteller der Serie) treffe ich mich noch regelmäßig, wir beide verstehen uns großartig, auch unsere Familien treffen öfter zusammen. Das ist ja durchaus etwas Besonderes, denn nicht immer verstehen sich die Hauptdarsteller einer Serie über einen so langen Zeitraum so gut!

Was hat Sie ursprünglich besonders an der Rolle gereizt?

Janine Kunze: Für mich war das ein Sechser im Lotto! Ich liebe meinen Beruf als Schauspielerin und möchte als solche möglichst viele verschiedene Facetten zeigen. Viele Jahre war ich aber fast ausschließlich für Comedy-Rollen bekannt und war abgestempelt auf die Rolle der ‚dummen Blondine‘. Nicht falsch verstehen: Ich liebe es, Comedy zu spielen! Ehrlich! Das macht mir extrem viel Spaß. Aber natürlich freue ich mich auch über Abwechslung. Ich bin von einer absoluten Hohlbacke zur eloquenten Staatsanwältin mutiert – das schafft nicht jeder! (lacht) Anfangs war es deswegen sicher ungewohnt, mich in der Rolle als Ellen Bannenberger zu sehen, aber für mich war es ein Riesengewinn. Dass ich über so einen langen Zeitraum die Chance hatte, auch andere Seiten von mir zu zeigen, ist wie ein Ritterschlag für mich. Ich bin sehr dankbar, dass man mir das zugetraut hat und auch dass das Publikum meine neue Rolle so gut angenommen hat.

Spiegelt sich die neue Wahrnehmung inzwischen auch in den Rollenangeboten wider, die Sie bekommen?

Janine Kunze: Klar! Ich merke schon, dass die Angebote breiter geworden sind. Aber ich wünsche mir trotzdem noch ein bisschen mehr Mut von den Produzenten. Ich würde gerne noch viel ernstere und emotionalere Rollen spielen, vielleicht fehlt es manchen in der Branche aber noch ein wenig an Vorstellungskraft. Das soll jetzt absolut keine Kritik sein – das ist Jammern auf sehr hohem Niveau! Ich bin dankbar, dass ich so facettenreich spielen darf. Und neben meiner Arbeit als Schauspielerin bin ich ja auch als Moderatorin im Einsatz, was mir ebenfalls unheimlich viel Freude bereitet und für Abwechslung sorgt.

Aber, wenn ich das richtig verstanden habe, wäre die Hauptrolle in einem Psychodrama noch ein Traum von Ihnen?

Janine Kunze: Ja, genau das! Und ich bin mir sicher, dass die Zuschauer eine solche Rolle ganz leicht akzeptieren und sehr gerne sehen würden. Die werden aber hier in Deutschland leider oft unterschätzt. Das ist ein großes Manko der Branche hier im Land. Filmemacher sind oft zu sehr in gewohnten Strukturen gefangen. Sobald Schauspieler in einer bestimmten Schublade stecken, fällt es Besetzern schwer, sie auch mal für andere Rollen auszuwählen. Da ist man in anderen Ländern mutiger, kreativer und weitsichtiger!

Wie haben Sie die Corona-Zeit als Familie erlebt?

Janine Kunze: Ich habe 2019 wahnsinnig viel gearbeitet und mir zum Jahreswechsel für 2020 vorgenommen, mehr Ruhe in meinen Alltag zu bringen. Leider hat das die ersten drei Monate aber überhaupt nicht funktioniert – und dann kam Corona. Diese Zeit hat mir zunächst einmal Angst gemacht, mir ging es wahrscheinlich wie den allermeisten Menschen auf der Welt. Zum Glück bin ich ein Mensch, der sich schnell auf neue Situationen einlassen kann – und ich nehme Dinge an, die ich sowieso nicht ändern kann. Das ist etwas, was ich nur jedem empfehlen kann: Lernt Dinge anzunehmen! Diese Haltung hat mir im Frühjahr geholfen. Ich habe mir die Frage gestellt, wie ich das Bestmögliche aus der Situation herausholen kann, ohne daran zu verzweifeln. Als Familie haben wir deswegen gerade die ersten Wochen, in der die Einschränkungen besonders gravierend waren, für uns genutzt: Wir haben sehr viel gemeinsam unternommen – gekocht, gespielt, uns in der Natur aufgehalten – und dadurch qualitativ hochwertige Zeit miteinander verbracht! Dabei sind wir selbstverständlich immer unter uns geblieben und haben Plätze mit vielen Menschen gemieden. Dass man sich an diese Vorgaben hält, war für mich und meine Familie von Anfang an selbstverständlich. Und ist es heute natürlich immer noch!

Wie beurteilen Sie die Kritik an den Corona-Maßnahmen?

Janine Kunze: Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man so rücksichtslos sein kann und Abstände nicht einhält, heimlich auf illegale Partys geht oder das Tragen von Masken bewusst verweigert. Solch ein Verhalten kann ich absolut nicht nachvollziehen! Wir wissen doch alle, dass diese Maßnahmen nicht ewig gelten werden. Wenn wir jetzt alle an einem Strang ziehen, für die Gemeinschaft, dann kriegen wir das auch in den Griff. Diese Haltung habe ich von Anfang an auch meinen Kindern gegenüber klar geäußert. Natürlich fühlt es sich auch jetzt noch befremdlich an, mit Maske herumzulaufen – aber ich weiß ja, wofür es gut ist. Ich bin extrem froh, inzwischen wieder so oft vor der Kamera stehen zu dürfen, dass ich die regelmäßigen Corona-Tests und Fiebermessungen gerne über mich ergehen lasse. Dass es so viele Menschen gibt, die selbst darüber noch meckern oder sogar dagegen protestieren, finde ich beschämend.

Und leider sind die Meckerer meistens die Lautesten.

Janine Kunze: Ja, das stimmt. Es sind diejenigen, die sich nicht an die Vorgaben halten und dadurch die Situation sogar noch verschlimmern. Das macht mich wirklich wütend! Gleichzeitig sind das auch diejenigen, die als Erstes mit dem Finger auf einen zeigen, wenn man – nach negativem Coronatest und zwölf Stunden Quarantäne – in einer Show den Mindestabstand nicht einhält. Wir kommunizieren es zwar jedes Mal sehr deutlich nach außen, dass alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden, trotzdem gibt immer wieder negative Kommentare.

Ihre große Tochter spielt ebenfalls in der Serie eine Rolle und strebt eventuell auch eine Schauspielkarriere an. Wie beobachten Sie diesen Weg?

Janine Kunze: Ich habe meine Kinder zu starken und selbstbewussten Menschen erzogen, die ihren eigenen Weg gehen können und auch sollen! Sie sollen diesen Weg mit viel Selbstliebe, aber vor allem auch Nächstenliebe gehen – ohne Ellenbogenmentalität. Und ich weiß, dass sie das auch können. Ich bin mir sicher, dass Lili das auch bei ihrer Schauspielkarriere berücksichtigt. Wir haben seit ein paar Wochen auch gemeinsam einen Podcast, den wir mit viel Leidenschaft betreiben und wo wir auch solche Themen besprechen.

In der Serie „Heldt“ spielt neben Kai Schumann und Janine Kunze auch ihre Tochter Lili Budach (rechts) mit. Mutter und Tochter haben außerdem seit kurzem einen gemeinsamen Podcast: „Kunzes Kosmos“.
(Foto: ZDF/Frank Dicks)

Haben Sie manchmal Angst um Ihre Tochter? Gerade als Frau hat man es in dieser Branche nicht immer leicht.

Janine Kunze: Angst habe ich nicht um sie, nein. Weil ich weiß, was sie kann und dass sie umsichtig handelt. Aber Sie haben natürlich Recht: Als Frau hat man es leider in jeder Branche viel schwerer als die Männer. Manchmal wundere ich mich, wie solch eine Ungleichheit im 21. Jahrhundert überhaupt noch möglich sein kann. In meiner Welt sind wir alle gleichwertig, egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe oder welche Nationalität wir haben. Wir müssen endlich unser Schubladendenken überwinden und uns darauf besinnen, was es bedeutet, Mensch zu sein. 

Ich merke, dass Ihnen das Thema am Herzen liegt.

Janine Kunze: Ja, man könnte stundenlang über die Missstände in diesem Bereich reden! Eine Gleichstellung findet in keiner Branche statt, in meiner natürlich auch nicht. Das sieht man schon daran, dass es immer noch Sender gibt, die sich weigern bei großen Shows Frauen als Moderatorinnen einzusetzen. Ich habe dafür kein Verständnis. Wieso denken Menschen so? Wenn der Programmdirektor einer großen deutschen Sendeanstalt in einem Interview öffentlich verkündet, ihm falle keine weibliche Moderatorin ein, die eine Samstagabendshow moderieren könnte, ist das ein Schlag ins Gesicht! Es gibt in Deutschland unfassbar viele tolle, kluge, starke und weitsichtige Frauen, die alle in ihrem Job großartige Arbeit leisten und teilweise auch besser sind als ihre männlichen Kollegen. Wenn Männer in gehobenen Positionen solch abfällige Bemerkungen gegenüber Frauen machen, frage ich mich: Wer ist denn nun das stärkere Geschlecht? Für mich gibt es da eine klare Antwort!

Heldt, 8. Staffel, seit 14. Oktober immer mittwochs, 19.25 Uhr im ZDF oder alle Folgen in der ZDF-Mediathek. Die 100. Jubiläumsfolge wird am Mittwoch, 11. November, ausgestrahlt. Podcast: „Kunzes Kosmos. Der Mutter-Tochter Podcast“, u.a. bei Spotify.