Alle, die ihn kennen, können sich vermutlich vorstellen, dass es bei einem Interview mit Rüdiger Hoffmann nicht hektisch zugeht. Im Gegenteil. Obwohl die Zeit knapp ist und er die dritte Show in Folge spielt an diesem Abend, bleibt er gewohnt ruhig. Einer seiner Mitarbeiter, die ihn alle nur „Chef“ nennen, stellt ihm sein heißes Wasser mit Ingwer auf den Tisch. Das Wasser kommt aus der Volvic-Flasche, nicht aus dem Wasserhahn, denn „für den Chef gibt‘s nur das Beste.“

Dann geht es noch schnell zum Soundcheck auf die Bühne, bevor die Zuschauer in den Saal kommen und dann sind wir dran. Dass man nach bald 30 Jahren auf der Bühne so viel Routine hat, ist klar. Trotzdem gibt es bei Rüdiger Hoffmann immer wieder Neues zu entdecken, wie sich im Gespräch mit dem PFALZ-ECHO zeigt.

Ihr aktuelles Programm „Aprikosenmarmeldade“ kam so zustande, dass Sie das tatsächlich oft gegessen haben, als Sie das Programm geschrieben haben, ist das richtig? 

Rüdiger Hoffmann: Ich hatte gelesen, dass das Gehirn unheimlich viel Zucker braucht, um effektiv arbeiten zu können. Und da ich gar nicht so gerne süße Sachen esse, habe ich dann morgens mal Aprikosenmarmelade ausprobiert, weil ich dachte, das wär’ nicht schlecht beim Schreiben – und die schmeckte mir richtig gut. Also habe ich das jeden Morgen so gemacht, während ich das Programm geschrieben habe. Aber Aprikosenmarmelade kommt auch im Programm als Synonym für das Alltagsleben vor. Butterspuren in der Marmelade – obwohl abgesprochen war, dass man da einen separaten Löffel benutzt – da geht’s schon los!

Sind Sie denn ein Morgenmensch? 

Rüdiger Hoffmann: Überhaupt nicht. Ich bin eher ein Nachtmensch und war heute zum Beispiel um halb drei im Bett. So bis zwei Uhr mittags bin ich eigentlich nicht ansprechbar.

Das verträgt sich sicherlich auch besser mit Ihrem Beruf?

Rüdiger Hoffmann: Absolut!

Es ist ja so, dass Sie einige Redewendungen geprägt haben, die dann ihren Weg in den deutschen Sprachgebrauch fanden. Wie fühlt sich das an?

Rüdiger Hoffmann: Hellmuth Karasek hat ja irgendwann einmal gesagt, es würde nur wenige Menschen geben, deren Sätze in den Sprachgebrauch übergehen. Und ich wäre mit „Hallo erstmal“ und „Ich weiß gar nicht ob Sie’s schon wussten“ einer davon. Es ist schon so, dass ich mich darüber freue. Ich meine – wer kann schon von sich behaupten, was erfunden zu haben, was die Leute dann einfach so übernehmen? Also, ich find’s cool.

Sie sind eher der untypische Komiker. Recht ruhig, während die anderen Comedians eher quirlige Klassenclown-Typen sind. Wie haben Sie denn Ihr Unterhaltungstalent entdeckt? 

Rüdiger Hoffmann: Wir haben schon in der Schulzeit eine Gruppe gegründet, das war das Pappnasentheater. Das waren dann alles Freunde von mir. Und im Grunde haben wir damals auch schon so was wie Comedy gemacht. Das war 1981 – wow, das ist jetzt auch schon über 30 Jahre her. Und im Grunde haben wir das vorweg genommen – den Begriff Comedy gab es noch gar nicht so richtig. Wir haben dann einfach ziemlich verrücktes Zeug auf der Bühne gemacht, das war ziemlich anarchisch. Und die Leute fanden es gut. Und so ein bisschen etwas davon ist immer noch in meinem Programm enthalten. Das ist mir neulich aufgefallen: es hat eigentlich immer was Anarchisches, wenn ich auf der Bühne stehe. Ich halte mich an keine Konventionen.

Inwiefern ist das denn so?

Rüdiger Hoffmann: Klar kriegen die Leute einerseits das, was sie wollen. Aber es ist bei mir auch immer so, dass man sich da bei der ganzen Nummer trotzdem nicht sicher sein kann. Ich lasse auch ganz unvorhergesehene Dinge passieren.

Ist das auch ein bisschen der Reiz daran, auf der Bühne zu stehen? 

Rüdiger Hoffmann: Das finde ich schon. Es muss auch schon möglich sein, die Leute ein bisschen zu verunsichern, was besonders schwer ist , wenn man bekannt ist. Früher ging das viel leichter, da reichte ein „Hallo erstmal“, um das Publikum zu verunsichern. Das funktionierte irgendwann natürlich nicht mehr, weil man ja gerade mit diesen Sätzen bekannt geworden ist. Und jetzt sind da eben andere Sachen drin: Ich mach mal zwischendurch was Kleines für mich oder singe einfach. Einige Stellen, an denen die Leute irritiert werden – das brauche ich für mich selber: Dieses Gefühl, dass eben nicht alles so glatt läuft den ganzen Abend. Es soll kein Abfrühstücken des Programms sein, sondern es soll eine Atmosphäre entstehen, bei der es in der Luft so bitzelt. Und bei der Anfangsnummer geht das direkt so los: Die Leute werden ein bisschen gequält (lacht).

In Deutschland gibt es ja recht viele Comedians und es werden auch immer mehr. Wie schafft man es denn in diesem Umfeld, sich durchzusetzen und über einen so langen Zeitraum vorne mit dabei zu sein? 

Rüdiger Hoffmann: Ich glaube, man schafft das, wenn man einfach glaubhaft bleibt. Man sollte keine Angebote annehmen, die einen nicht überzeugen und sich damit selber schaden. Ich habe auch schon Angebote abgelehnt, bei denen ich dann froh war, dass ich nicht dabei war. Eine Stärke ist also sicherlich, nein sagen zu können. Aber man muss auch immer weiter an sich arbeiten und neue Sachen machen.

Was sind denn die nächsten Projekte, die anstehen? Können Sie unseren Lesern da schon etwas verraten? 

Rüdiger Hoffmann: Es wird was im Radio geben. Ich verrate noch nicht wo, aber es wird etwas Regelmäßiges werden und ich habe da auch richtig Lust drauf. Radio war auch bei meinen Anfängen super wichtig und gerade bei meiner Art von Comedy hat das auch eine große Wirkung.

Eine eigene Fernsehsendung kam für Sie nie in Frage? 

Rüdiger Hoffmann: Was ich jetzt gerne machen würde – aber ich glaube, das ist gerade nicht so im Trend – ist eine Comedy-Sendung im Fernsehen zu moderieren, wo man Comedians einlädt, aber auch Kabarettisten und so eine gute Mischung findet. Das ist nicht spektakulär, aber ich glaube, das wäre eine hochwertige Sendung.

Haben Sie ein Vorbild? 

Rüdiger Hoffmann: Nein, eigentlich nicht… Gerhard Polt fand ich immer gut, das ist ein Kollege, den ich auch persönlich kennengelernt habe und den ich auch öfter treffe. Ihn finde ich extrem gut und der hat mich auch inspiriert, auf der Bühne die Ruhe zu bewahren.

Gleich muss der Komiker auf die Bühne. Aber Zeit für einen kurzen Videodreh hat er natürlich noch – klar. Darin erzählt er dann auch gerne, warum die Frauen auf ihn stehen. (hea)