ARD-Sport-Moderator Alexander Bommes. (Foto: Herby Sachs/WDR)

Steckbrief: Alexander Bommes

  • Geboren am 21. Januar 1976 in Kiel
  • Deutscher Fernsehmoderator und ehemaliger Handballspieler
  • Spielte in der 1. Bundesliga des TSV Bayer Dormagen
  • Moderiert derzeit u.a. den Sportclub im NDR, Sportschau am Samstag und Sportschau am Sonntag in der ARD, Sportschau live in der ARD
  • Moderierte 2012 und 2014 das Olympia-Telegramm 

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Sie sind ein sehr vielseitiger Mensch und nicht nur als Fernsehoderator aktiv, denn Sie waren auch ein erfolgreicher Handballspieler.

Alexander Bommes: Das ist schon eine ganze Weile her. Wenn das Gespräch darauf kommt, merke ich immer, wie laut die biologische Uhr tickt … (lacht)

Die Tatsache, dass Sie den Profisport selbst kennen gelernt haben, hilft Ihnen sicher im Gespräch mit Ihren Interviewpartnern …

Alexander Bommes: Na ja, ich würde sagen, dass nur ein sehr geringer Prozentsatz derjenigen, mit denen ich beruflich rede, wissen, dass ich selbst auch Sportler war. Aber tatsächlich gibt es eine gewisse Sportler-Intimität, und da hilft es manchmal schon, durchgemacht zu haben, was andere eventuell auch gerade erleben. Vielleicht auch gerade bei der oft gestellten Frage, warum man momentan nicht das auf die Platte bringt, was man eigentlich kann.

Bei vergangenen Handball-EMs oder WMs hatten Sie doch bestimmt auch einmal den einen oder anderen Gegenspieler vor dem Mikrofon?

Alexander Bommes: Ich hatte das Riesenglück, dass ich von Anfang an, seit ich 2007/2008 im Hörfunk Handballspiele kommentiere, nie das Problem hatte, darüber groß nachdenken zu müssen. Seit Beginn habe ich über ehemalige Mit- oder Gegenspieler berichtet und konnte wunderbar sagen, ob sie schlecht – aber auch genauso gut, ob sie gut waren. Distanz gepaart mit Offenheit und Ehrlichkeit hat mir immer geholfen. 

Sie wirken immer nicht nur sympathisch, sondern auch optimistisch. Ist das eine Gabe, die Ihnen in die Wiege gelegt worden ist?

Alexander Bommes: Ich glaube, ich bin weder Optimist noch Pessimist, sondern Realist. Das hilft, Dinge  anzunehmen, wie sie sind, und dann das Beste draus zu machen. Und eventuell führt das dazu, dass ich einen eher optimistischen Eindruck vermittle.

Ich dachte bei dem Wort Optimismus auch an Ihre Fähigkeit, auch schwierigen Situationen mit einer gewissen Leichtigkeit und einem Lächeln zu begegnen und in eine andere Richtung drehen zu können.

Alexander Bommes: Es kann außerhalb der Grundlage von Interesse, Offenheit, Respekt und des gegenseitigen Verständnisses miteinander ja gar kein Gespräch stattfinden. Sonst redet der eine über Äpfel und der andere über Birnen. Ein wirklich guter Dialog kann nur dann entstehen, wenn beide Gesprächspartner bereit sind, sich darauf einzulassen. Und ob das der Fall ist, findet man immer schnell heraus. 

Denken Sie nicht auch oft: „Jetzt komm doch mal aus deinem Schneckenhaus und sag‘, was Sache ist“? Vielleicht gerade, wenn Sie versuchen, etwas investigativer nachzufragen? Aber Plattitüden wiederholen sich häufig …

Alexander Bommes: Jemanden über eine Straße tragen zu wollen, über die er nicht gehen will oder kann, geht immer schief. Man kann nicht von den Sportlern erwarten, dass sie immer und überall ihr Innerstes nach außen kehren. Besser ist es, eine Atmosphäre herzustellen, in der das Gegenüber weiß, dass seine Grenzen akzeptiert werden.  

Wobei es beim „Sportschau Club“ in der ARD doch schon mal etwas intimer wird. Ohne Publikum ist es fast noch etwas interessanter als mit Publikum.

Alexander Bommes: Ja, diese Sendung ist seit 2013 unser „Baby“, und dass da die Protagonisten ausnahmslos auch bereit sind, über ihre eigene Verantwortung an etwaigem Scheitern oder über Brüche in der Karriere zu sprechen  – das macht für mich die echten Gespräche aus. Im richtigen Verhältnis aus Nähe und Distanz über den Tellerrand hinausschauen – das macht es richtig interessant und wertvoll.

Die „Sportclub Story“ im NDR ist gerade auch aus den von Ihnen genannten Gründen so interessant, weil hier auch die Menschen etwas mehr im Vordergrund stehen, egal aus welcher Sportart. Der Sportler per se gibt ja schon enorm viel aus seinem Leben her, um überhaupt in die Lage zu kommen, an der Spitze zu spielen.

Alexander Bommes: Auch hier geht es über die sogenannte „1:0-Berichterstattung“. Ich mag diese intensiven Einblicke sehr. In Koexistenz zu klassischen Spielberichten finde ich sie unverzichtbar

Früher gab’s noch den „Sportspiegel“ und bei uns im Südwesten den „Sport unter der Lupe“ …

Alexander Bommes: Damals war ich noch ganz klein, aber bestimmt auch im Norden schon ein begeisterter Zuschauer… (lacht)

Sie haben bei der ARD höchste Weihen erreicht und sind Moderator der Sportschau. Ist das noch immer etwas Besonderes für Sie?

Alexander Bommes: Ganz klar! Jede einzelne Sendung. Ich habe seit jeher ein großes Traditionsbewusstsein und mag es, einen positiv besetzten Blick auf das Bewährte zu richten. Manche Sachen muss man nicht neu erfinden. Ich empfinde nach wie vor jedes Mal eine ganz große Ehre und Freude, diese zwei Stunden am Samstag moderieren zu dürfen. Für mich ist die Sportschau etwas ganz Großes und Bedeutungsvolles.

Sportliche Berichterstattung ist das eine. Aber Sport hat auch eine große gesellschaftliche Bedeutung. Er bringt nicht nur Menschen in Bewegung, sondern packt auch Probleme an, wie beispielsweise die Themen Homophobie oder Depression, die nach Robert Enke auch eine gewisse Brisanz hatten, aber dann leider komplett verschwunden sind. Wie macht man es, dass diese Themen 2021 zu etwas „Normalem“, etwas „Alltäglichem“ werden?

Alexander Bommes: Indem wir beispielsweise einen Schritt zur Seite zu treten und uns anschauen, auf wie vielen Ebenen sich erschöpft und empört wird. Um sich dann konsequent zu fragen, was eigentlich die Gründe dafür sind, das aus dem gewünschten Miteinander so häufig das krasse Gegenteil wird.   

Themawechsel. „Gefragt – gejagt“, ist das ein Herzensprojekt?

Alexander Bommes: Ja! Kommen Sie doch mal als Kandidat …

Ich?! Um Himmels Willen! Nein, man muss wissen, was man nicht kann …

Alexander Bommes: (lacht) Ja, deshalb moderiere ich das auch und bin kein Kandidat.