Rüdiger Hoffmann: „Mit 15 wollte ich Popstar werden“

Unter vier Augen: Rüdiger Hoffmann über seine Musikleidenschaft und Gelassenheit im Alter. Am 28. August ist er live auf dem Stadtfestival in Kandel

Steckbrief

Rüdiger Hoffmann 

Geboren am 30. März 1964 in Paderborn

Kabarettist und Musiker

Trat schon während der Schulzeit in mehreren Rock- und Theatergruppen auf, u.a. mit Ralf Kabelka

Sein Markenzeichen ist eine sehr langsame und entspannte Sprechweise

Brachte 2007 sein erstes Musikalbum „Sex oder Liebe“ auf den Markt

 

Bei meiner Recherche habe ich Folgendes gelesen: Rüdiger Hoffmann, der Gottvater der deutschen Comedy, zählt seit Jahrzehnten zu den Top-Künstlern dieser Szene. Wie stolz macht Sie das, so weit gekommen zu sein?

 Rüdiger Hoffmann: Das freut mich sehr! Und es ist natürlich auch so, wenn ich das mal ganz unbescheiden sagen darf, dass ich schon einer der ersten war, der in den großen Hallen gespielt hat und den Weg freigemacht hat für die Kollegen. Von daher nehme ich das mal gerne so an.  

Dazu gehört viel Arbeit, Engagement und Zielstrebigkeit.

 Rüdiger Hoffmann: Absolut. Ich habe immer kontinuierlich weitergearbeitet. 1985 habe ich mein erstes Solo-Programm gemacht, mittlerweile bin ich, glaube ich, beim dreizehnten. Außerdem war ich eigentlich permanent auf Tournee und habe immer wieder neue Sachen geschrieben.

War es schon immer Ihr Berufswunsch? Wussten Sie schon in jungen Jahren, dass Sie genau das und nichts anderes machen möchten?

 Rüdiger Hoffmann: In der Schulzeit fing es schon an, dass ich mit Freunden zusammen eine Comedy-Truppe hatte. Das hat man damals nur noch nicht so genannt. Also wir hatten eine Theater-Gruppe gegründet, wo wir „absurdes“ Theater gemacht haben. Daraus entstand dann mein Solo-Programm und nach dem Abitur habe ich damit weitergemacht. Ein anderer Schulfreund aus der Gruppe ist Ralf Kabelka, der jetzt bei der heute-show arbeitet und dort öfter auch Filmeinspieler macht. Zumindest aus zwei aus unserer Truppe von damals ist heute also etwas in dieser Richtung geworden. 1985, so mit 20/21 Jahren, nach der Schule, war das natürlich schon mein Traumberuf. In den ersten Jahren habe ich nebenbei noch ein bisschen Tanzmusik gemacht, um eben auch leben zu können. Als es dann lief mit der Comedy, habe ich nur noch das  gemacht.

Auf der Bühne zeigen Sie einen sehr entspannten, langsam sprechenden Rüdiger mit einem sehr trockenen Humor. Wie viel vom realen Rüdiger Hoffmann steckt denn überhaupt drin? Gibt es Gemeinsamkeiten oder legen Sie komplett einen Schalter um, wenn Sie auf die Bühne gehen?

Rüdiger Hoffmann: Nein, da steckt schon eine Menge von mir selbst drin. Wenn Comedians ihre Texte selbst schreiben, dann ist es ja schon so, dass sie auch immer einen Teil von sich selbst darstellen. Natürlich schlüpft man gewissermaßen auch in eine Rolle, aber die ist bei mir schon ziemlich nah dran an dem, wie ich wirklich bin.

Sie schreiben Ihre Programme also auch selbst?

Rüdiger Hoffmann: Ja, entweder komplett alleine oder teilweise mit Co-Autoren zusammen. So wie jetzt zum Beispiel mit Andreas Hutzler, mit dem ich auch das Buch geschrieben habe, das gerade veröffentlicht wurde. Wir haben außerdem einen Podcast zusammen aufgenommen.

Wie kommen Sie denn auf die Themen? Manchmal sprechen Sie ja auch über aktuelle Themen oder andere Dinge – hören Sie da manchmal Geschichten oder passieren die Ihnen selbst?

Rüdiger Hoffmann: Als Comedian hat man grundsätzlich offene Ohren. Wenn ich also zum Beispiel beim Bäcker bin und da sagt irgendjemand irgendeinen Satz, dann kann das schon sein, dass bei mir im Kopf direkt eine Geschichte entsteht. Das sind aber zufällige Beobachtungen. Ich setze mich nicht in ein Café und beobachte die Leute, um auf eine Geschichte zu kommen. Es passiert vielmehr einfach so nebenbei, aus einem Satz, den ich aufschnappe. Wenn ich Nummern in der Spätschicht (Sendung im SWR, Anm. d. Red.) mache, haben die schon öfter mit der aktuellen Lage zu tun und sind auch etwas politischer. Aber im Programm sind es eigentlich eher die Alltagsgeschichten, die ich erzähle.

Im Programm kann man ja auch viel besser planen, alles „nach Programm“ ablaufen lassen. Bringen Sie auch spontane Dinge mit ein? Möchten Sie das überhaupt?

Rüdiger Hoffmann: Sagen wir mal so, wenn ich für die Spätschicht ohnehin eine Geschichte geschrieben habe, darüber beispielsweise, dass die Grünen ganz plötzlich so begeisterte Militärbefürworter sind im Vergleich zu früher, dann flechte ich da schon auch mal einen Teil spontan ins Programm mit ein. Das habe ich ja sowieso auswendig drauf, weil ich die Sendung gemacht hatte, und ist somit kein Problem. Dadurch wird das Programm ja auch etwas aktueller. Das ist ganz entspannt, da bin ich schon flexibel.  

Sie kamen am 12. August 1995 in den Genuss als „Vorgruppe“ oder „Vorprogramm“ beim einem Konzert der Rolling Stones aufzutreten. 80.000 feierwütige Zuschauer:innen sollten unterhalten werden. Ich würde umfallen vor Aufregung. Wie haben Sie das durchgestanden?

Rüdiger Hoffmann: Ich wusste ja, dass Prince oder Peter Maffay im Vorprogramm der Stones extrem ausgepfiffen wurden oder teilweise sogar mit Flaschen beworfen worden sind. Das war mir klar. Meine damalige Freundin war komplett am Zittern hinter der Bühne. Als aber der Moderator mich angekündigt hat und die Leute sich gefreut haben, da wusste ich: Das wird gut. Ich bin also mit einer ziemlichen Sicherheit rausgegangen. Ich glaube aber, ich habe das Ganze etwas schneller gespielt als normalerweise (lacht). Es gab aber überhaupt keine Buh-Rufe und hinterher sogar noch einige Zugabe-Rufe. Ein Highlight für mich war dann auch noch, dass ich die Rolling Stones hinter der Bühne kennen lernen durfte. Sie waren im Backstage-Bereich gerade am Billard spielen und wir haben dort relativ lange zusammen gestanden und haben uns unterhalten. Ich hatte früher mit meiner Band auch Stones-Lieder nachgespielt, was ich ihnen dann auch erzählt habe. Und von Keith Richards in den Arm genommen zu werden – das war schon cool! Charlie Watts war noch dabei, der Schlagzeuger, der jetzt verstorben ist. Mick Jagger war nicht dabei, der war in seiner Garderobe. Aber die anderen habe ich wirklich entspannt kennen gelernt und wir haben auch ein paar Fotos gemacht. Das war wirklich sehr nett.

Ihre veröffentlichte CD „Der Hauptgewinner“ war die meist verkaufte Sprach-CD der Welt. Ein Volltreffer würde ich sagen. Haben Sie damit gerechnet?

Rüdiger Hoffmann: Ein absoluter Volltreffer! Die Plattenfirma BMG hatte das damals recherchiert und das hat sich seither meines Wissens auch gar nicht mehr geändert. Danach brach der ganze CD-Markt ein und es wurden überhaupt nicht mehr viele CDs verkauft. Es könnte also durchaus sein, dass das immer noch stimmt.

2007 brachten Sie Ihr erstes rein musikalisches Album „Sex oder Liebe“ heraus. Sie singen darauf alle Songs selbst und begleiten sich dabei auch selbst am Klavier. Ist Musik Ihre zweite Leidenschaft?

Rüdiger Hoffmann: Eigentlich war es sogar die erste. Mit Musik habe ich bereits in der Jugend angefangen. Ich hatte schon mit zwölf meine erste Band, mit 15 wollte ich eigentlich Popstar oder Rockstar werden. Im Grunde komme ich von der Musik, dann kam das Schülertheater dazu und jetzt ist es im Grunde eine Mischung. Ich habe ja auf der Bühne auch immer wieder Songs, bei denen ich mich selbst am Flügel oder Klavier begleite. Die Musikproduktion 2007 „Sex oder Liebe“ habe ich mit zwei Produzenten aus Hamburg zusammen gemacht – Frank Ramond und Matthias Hass –, die im deutschsprachigen Bereich sehr erfolgreich sind. Sie haben zum Beispiel viel für Annett Louisan gemacht. „Who let the dogs out“ ist zum Beispiel von Matthias Hass, dafür hat er einen Grammy bekommen. Wir haben diese Produktion also zusammen gemacht und waren sehr begeistert von dem Ding. Jetzt sind gerade die Rechte davon auf uns zurückgefallen und ich glaube, wir werden das noch mal schön platzieren.

Es besteht auf dem Album auch eine gewisse Anlehnung an die Band „Rammstein“, die sich an härteren Rhythmen bedienen – was ich mir jetzt so gar nicht vorstellen kann, wenn man Sie von der Bühne her kennt.

Rüdiger Hoffmann: Das ist schon ein Sound, der mir extrem gut gefällt. Die Texte sind natürlich lustig, ironisch, fast schon Parodien. Musikalisch gibt es  auch einen Song, der sich ziemlich nach Westernhagen anhört. Und eben der eine – „Testosteron“ – der sich ziemlich nach Rammstein anhört. Das war ein Spaß! Wir haben auch ein schönes Video dazu gemacht, was auf YouTube angesehen werden kann. Bei einer Echo Verleihung habe Rammstein tatsächlich kennen gelernt. Wir haben uns dort quasi unsere beidseitige Fanschaft bekundet. Das war cool!

Zusammen mit Ihrem Freund und Programm-Co-Autor Andreas Hutzler betreiben Sie den Podcast „Hallo erstmal“. War das die Lösung in der Not, als die Corona-Pandemie voll einschlug? Oder haben Sie damit schon früher geliebäugelt?

Rüdiger Hoffmann: Ich hatte früher schon darüber nachgedacht, aber als ich während der Corona-Pandemie auf einmal Unmengen an Zeit hatte, bot es sich natürlich an, die Idee umzusetzen. Mit Andreas habe ich mich einmal pro Woche getroffen, um die Podcasts aufzunehmen. Hier entstand auch die Idee zu meinem Buch. Wir haben die Zeit also sehr kreativ genutzt.

Inwiefern hat sich denn Ihr Leben heute, im Vergleich zu früher, als Sie gerade durchgestartet sind, verändert? Wählen Sie nun gezielter aus, welches Projekt Sie annehmen, wird man im Alter ruhiger?

Rüdiger Hoffmann: (Lacht). Absolut. Ich war eigentlich schon immer sehr wählerisch bei den Dingen, die ich gemacht habe. Ich habe eine Menge abgewählt und mache sowieso nur Dinge, auf die ich Lust habe. Nach 37 Jahren auf Tournee, macht es sogar noch mehr Spaß, denn mit der Zeit wird man einfach gelassener. Es wird nicht mehr durch die Republik gehetzt. Mittlerweile kenne ich die Städte und weiß, was mich dort erwartet. Ich weiß, wie die Garderoben aussehen, kenne die Hotels. Das hat schon ein bisschen etwas Familiäres. Früher war der Tourstress sehr anstrengend und ich war immer froh, als es vorbei war. Heute kann ich alles viel mehr genießen. Ich glaube, das kommt auch auf der Bühne rüber. Es ist ein bewussteres Reisen als früher.

Die Erfahrung bringt das dann auch einfach mit. Im September dürfen Sie sich auf die schöne Pfalz freuen, denn Sie kommen zum Stadtfestival nach Kandel.

Rüdiger Hoffmann: Genau, darauf freue ich mich sehr. Das Publikum in der Pfalz ist immer sehr begeisterungsfähig. Ich werde mein Bestes geben.

Davon bin ich überzeugt. Bis dahin alles Gute für Sie!    

Tickets unter www.pfalzshow.de

Verlosung

Das PFALZ-ECHO verlost 3×1 Ticket für Rüdiger Hoffmann am 28. August auf dem Stadtfestival. 

Interessierte Leser:innen, die gerne gewinnen möchten, schreiben bis Mittwoch, 3. August, um 14 Uhr, mit dem Betreff „Hallo erstmal“ an redaktion@pfalz-echo.de. 

Die Gewinnauslosung erfolgt per Zufallsprinzip. 

Jede E-Mail kann nur einmal gewinnen.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. (red)