Heute arbeitet der Ex-Profi als Trainer. (Foto: honorarfrei)
  • Steckbrief: Thomas Jürgen „Icke“ Häßler
  • Geboren am 30. Mai 1966 in West-Berlin.
  • Spielte zwischen August 1988 und Juni 2000 101 Mal in der Deutschen Nationalmannschaft und erzielte dabei elf Tore.
  • Größte Erfolge: Weltmeister 1990; Europameister 1996; Deutscher Fußballer des Jahres 1989 und 1992.
  • Aktuell arbeitet Häßler als Trainer beim Landesligisten BFC Preussen.

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Was machen Sie heute und wie geht es Ihnen?

Thomas Häßler: Danke der Nachfrage, mir geht es ganz gut. Ich bin seit fast vier Jahren wieder zurück in meiner Heimatstadt Berlin, habe eine spannende Aufgabe mit Preußen Berlin, bin wieder unter meinen alten Freunden und fühle mich sehr wohl.

Sie wechselten 1984 aus der geteilten Stadt Berlin nach Köln. Wie schwer war es für Sie, sich auf das Leben weg von zu Hause einzustellen?

Thomas Häßler: Das war schon eine große Umstellung für mich. Weg von der Familie, der Freundschaftskreis war nicht mehr da, das ganze Umfeld fehlte. Anfangs war ich in Köln bei einer Gastfamilie. Es war alles schön, trotzdem hatte ich Anlaufschwierigkeiten, hatte Heimweh.  

Warum haben Sie nicht bei Hertha gespielt?

Thomas Häßler: Es gab kein konkretes Angebot damals. Aber, wer weiß? Im Fußball sieht man sich immer zweimal (lacht). 

In der Bundesliga haben Sie sehr schnell Fuß gefasst. Wie gelang Ihnen so schnell der Sprung in die höchste Spielklasse?

Thomas Häßler: Trotz einer längeren Anpassungszeit habe ich immer versucht täglich im Training meine beste Leistung zu bringen. Ich habe fast immer länger trainiert als die anderen. War früher vor dem Training da und habe in unserem Fitnessraum trainiert. Nach dem Training bin ich immer länger geblieben und Freistöße geübt. Ich wollte es den Großen immer beweisen, dass ich trotz meiner Körpergröße besser bin.

Ohne Ihr entscheidendes Tor gegen Wales wäre Deutschland 1990 gar nicht zur WM gefahren. Am Ende sprang der Titel raus. War dies das schönste Turnier, das Sie gespielt haben?

Thomas Häßler: Es war auf jeden Fall sehr wichtig, dass wir uns überhaupt qualifiziert haben. Die WM 1990 war ein sehr gutes Turnier für mich. Wobei ich auch eine sehr gute EM 1992 gespielt habe. Trotzdem bleibt die WM 1990 unvergesslich für uns alle.

Thomas Häßler mit dem WM-Pokal 1990. (Foto: honorarfrei)

1996 wurden Sie Europameister. War das ein Titel des Willens und des Teamspirits? 

Thomas Häßler: Ja, auf alle Fälle. Nach der Enttäuschung 1994 in den USA haben wir uns vorgenommen, wieder ein gutes Turnier zu spielen und jeder hat wirklich alles gegeben. Dann hat uns noch die Regelung mit Golden Goal in die Karte gespielt.

Welche Trainer haben Sie nachhaltig beeindruckt und beeinflußt?

Thomas Häßler: Ach, es ist so schwer jemanden hervorzuheben. Ich habe versucht, von allen Trainern was mitzunehmen. Einige waren taktisch besonders gut, die anderen in der Ansprache und Motivation. Ein sehr starker Motivator war Christoph Daum, mit dem ich auch heute sehr guten Kontakt habe. Und natürlich unsere Lichtgestalt – Franz Beckenbauer. Wenn er was sagte, sind unsere Beine von alleine gelaufen. 

Wie war für Sie die Zeit in Italien? 

Thomas Häßler: Wunderbar. Ein sehr schönes, gastfreundliches Land mit vielen herzlichen Menschen. Wunderschönes Wetter, leckeres Essen, italienische Sprache. Es war alles top. 

War es die beste Liga der Welt zu der Zeit?

Thomas Häßler: Damals war die Serie A die beste Liga Europas. Diego Maradona, Lothar Matthäus, Rudi Völler, Ruud Gullit, Marco van Basten und viele anderen Stars haben da gespielt. Und ich habe damals für eine Rekordablöse zu Jeventus gewechselt. Das war natürlich sensationell.

Sie kehrten 1994 nach Deutschland zurück. Nach Karlsruhe, zum KSC. Wie groß war die Umstellung?

Thomas Häßler: Beim KSC habe ich mich pudelwohl gefühlt, wir hatten sehr gute Zeiten. Die Umstellung war nicht all zu groß für mich.

Lernten Sie auch etwas die Pfalz kennen?

Thomas Häßler: Ja, soweit ich Freizeit hatte. Es ist auf jeden Fall eine sehr schöne Ecke in Deutschland.

War die Teilnahme bei „Let´s Dance“ körperlich eine große Herausforderung? 

Thomas Häßler: Oh ja und wie! (lacht.) Wir haben täglich sechs bis sieben Stunden trainiert –  und zwar nicht Fussball, sondern Tanzen. Da habe ich an meinem Körper Muskeln entdeckt, von denen ich dachte, sie wären ausgewandert (lacht).

Würden Sie so eine Erfahrung wie das Dschungelcamp noch einmal machen?

Thomas Häßler: Das war auch super spannend. Ich bin grundsätzlich offen für neue Herausforderungen.

Sie waren über 20 Jahre Fußballprofi und arbeiten seit über 15 Jahren als Trainer. Sind Sie ein zufriedener Mensch?

Thomas Häßler: Absolut. In meiner Heimat habe ich eine tolle Aufgabe. Ich bin schon zweimal aufgestiegen. Vor der Pandemie standen wir mit meinem Verein Preußen Berlin in der Tabelle ganz oben mit dabei. Bestimmt wäre ein dritter Aufstieg drin gewesen. (eis)