Führt ihr Glückstaler auch Katja Sterner (Alexandra Neldel) zum Glück? Foto: (ZDF/Felix Matthies)

Steckbrief: Alexandra Monika Neldel

  • 11. Februar 1976 in West-Berlin.
  • Durchbruch 2005 als Lisa Plenske in der Telenovela Verliebt in Berlin.
  • Übernahm 2010 die Titelrolle in der Bestsellerverfilmung Die Wanderhure.
  • Engagiert sich für die internationale Hilfsorganisation Habitat for Humanity Deutschland.
  • Auszeichnungen u.a.: 2005 Maxim–Woman of the Year und Deutscher Fernsehpreis, 2006 Rose d’Or, 2008 Bayerischer Fernsehpreis.

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Beim Film „Sterntaler des Glücks“ handelt es sich um eine moderne Version des Märchens Sterntaler der Gebrüder Grimm. Der Kern des Märchens zeigt einen Weg zu mehr Achtsamkeit, Empathie und Bescheidenheit auf, was Ihre Rolle Katja Sterner im Film wunderbar verkörpert. Würden Sie sagen, dass das Sterntaler-Thema heute noch aktuell ist?

Alexandra Neldel: Ja, das ist es. Ich glaube, dass wir in der letzten Zeit wieder sehr viel gelernt haben – ich hoffe es jetzt einfach mal. Sie haben es so schön gesagt: Empathie und auch Hilfsbereitschaft spielen eine große Rolle. Was ich an Sterntaler so toll finde ist, dass sich Katja diese Eigenschaften nicht zum Leidweg macht, weil sie dazu gezwungen wird, sondern sie macht es einfach. Vermutlich wurde sie so erzogen und es ist eben selbstverständlich für sie. Das ist das Tolle! Es gibt ja Menschen, die auf ihr Karma achten und sagen, wenn ich etwas Gutes tue, dann passiert mir auch etwas Schönes. Daran glaube ich überhaupt nicht. Wenn es wirklich von Herzen kommt, was man tut und nicht darüber nachdenkt, was man macht, dann ist es so viel ehrlicher und so viel schöner. So ist es bei Sterntaler und auch in meiner Rolle als Katja. 

Es ist schon faszinierend, wie sehr diese uralten Geschichten auch in der Gegenwart noch echte Relevanz haben. Katja ist so selbstlos und voller Hilfsbereitschaft für die Nöte anderer. Das kommt heutzutage in unserer schnelllebigen Gesellschaft bei vielen Menschen zu kurz.

Alexandra Neldel: Ja, sicherlich. Verbessert werden kann das immer. Aber ich finde, wir haben schon eine Menge gelernt, und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Jetzt können wir das zeigen, was wir gelernt haben, denn wir müssen jetzt nochmal stark sein.  

Meine Mutter hat früher schon immer zu mir gesagt: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus.“ Das ist auch ein toller Spruch, der bis heute zählt.

Alexandra Neldel: Total. Wenn wir lächelnd durch die Welt laufen, wird einem eher zurück gelächelt, als wenn man grimmig ist. Wir haben alle mal einen schlechten Tag, das ist völlig in Ordnung. Aber ich finde es ganz wichtig, sich das dann auch einzugestehen. Beim Einkaufen merkt man das auch immer ganz gut, wenn Menschen gestresst sind. Man wird angerempelt oder rempelt auch selbst mal jemanden an. Reagiere ich dann aber mit einem: „Oh, es tut mir leid, ich habe heute irgendwie einen schlechten Tag“, kommt man selbst und auch der oder die Beteiligte besser damit klar. Mir passiert das auch manchmal. Ich habe auch nicht immer gute Laune, aber man muss dann einfach sagen, tut mir leid, ich bin einfach doof drauf.

Natürlich, das wird einem dann gar nicht so übel genommen. Die Bewohner von Herzfeldt schreiben ihrer „Liebeslaube“ magische Kräfte zu. Glauben Sie an magische Orte?

Alexandra Neldel: Jein, ich habe leider keinen derartigen Ort, finde es aber total schön, wenn es so etwas für jemanden gibt. Es ist natürlich ganz toll, wenn, wie im Film, ein ganzes Dorf so einen magischen Ort hat. 

Die Suche nach märchenhaft schönen Drehorten stellte sich dieses Jahr als besonders schwer dar. Es wurden zwei nebeneinanderliegende Häuser gesucht, die für die Zeit der Dreharbeiten nicht bewohnt waren. Was zu Zeiten von Corona etwas schwer vorzufinden war, da alle zuhause waren. Mit viel Glück wurde man fündig und es sind traumhafte Bilder entstanden.

Alexandra Neldel: Bei Drehbeginn im Sommer fing es gerade wieder an entspannter zu werden. Das war in der Vorbereitungszeit für den Dreh natürlich noch anders und die Suche gestaltete sich schwierig. Was wir dann aber gefunden hatten, war wirklich wahnsinnig schön. Wir waren ganz idyllisch auch von Seen umgeben. Ganz traumhaft – außer den vielen Mücken. Die waren dieses Jahr wirklich gemein. Wir wurden alle eingesprüht und sind sogar mit Tropenhelmen ausgestattet worden. Bei manchen Kollegen sind die Stiche total angeschwollen, was bei Anschlussszenen einfach nicht so passte. Plötzlich hatte derjenige einen riesigen Flatschen im Gesicht, der vorher noch nicht da war. Das ist nicht so schön. Irgendwann habe ich mich nicht mehr eingesprüht, da alle um mich herum so nach Mückenspray gerochen haben, dass es für mich auch noch gereicht hat.

Dieses Jahr war es wirklich extrem mit den Mücken – eine absolute Plage. Es herrschten also in diesem Jahr besondere Herausforderungen.

Alexandra Neldel: Ja, und das bei allem. Aber es hat trotzdem total viel Spaß gemacht und war eine ganz tolle Zeit, die so schnell vorbei ging.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das Team super miteinander harmoniert hat.

Alexandra Neldel: Total! Für mich war es auch ganz besonders, dass ich wieder mit Bert Tischendorf drehen konnte – meinem Partner von der „Wanderhure“ – und auch mit Kai Schumann, mit dem ich die Guttenberg-Affäre gedreht habe. Es ist einfach schön, mit Kollegen zu arbeiten, die man kennt. Aber mit all den anderen Kollegen hatte ich auch eine Menge Spaß (lacht).

Haben Sie auch einmal das Gegenteil erlebt?

Alexandra Neldel: Nein, ich hatte tatsächlich bis jetzt immer Glück. Manchmal ist es ja so, dass man mit einem Kollegen oder einer Kollegin nicht so gut klar kommt, dann nutzt man eben die Größe des Sets aus. Es ist normalerweise ja groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. Aber – toi toi toi – bis jetzt war immer alles fein. Ich hatte tolle Masken- und Kostümbildner, ein tolles Team, mit ihnen verbringen wir ja schon viel Zeit. Ansonsten stresse ich mich deshalb einfach nicht, denn das ist alles viel zu anstrengend. In unserem Beruf wäre es auch gar nicht so tragisch, wenn dieses Problem einmal anstehen würde, denn es wäre ja nur für eine gewisse Zeit. Viel schlimmer ist es für jemanden, der einen langjährigen Nine-to-five-Job hat und mit seinem Gegenüber so gar nicht klar kommt. Da tun mir die anderen schon mehr leid.

Die Drehorte waren so idyllisch. So ein Dreh im eigenen Dorf war bestimmt auch für die Anwohnerinnen und Anwohner nicht alltäglich. Sie haben das Team zu Kaffee und Kuchen an der frischen Luft eingeladen und durften, wie ich gelesen habe, auch als Komparsinnen und Komparsen mitwirken. 

Alexandra Neldel: Ja, genau. Das war natürlich für alle spannend, wobei ich mir gar nicht vorstellen kann, dass dort nicht oft gedreht wird, weil es so schön ist. Vermutlich wird das jetzt nach der Filmausstrahlung öfter der Fall sein (lacht). Es waren einfach alle ganz herzallerliebst und sie haben sich sehr gefreut. Was ja in manchen Städten, in denen oft Drehs stattfinden, nicht mehr der Fall ist. In Köln oder Berlin sind die Anwohner durch die Beeinträchtigungen von manchen Drehs eher genervt, weil kein richtiges Durchkommen ist oder alle Parkplätze belegt sind. Es ist für uns auch mal schön und erfrischend, wenn wir willkommen sind.

Was hat Sie denn dazu bewogen, die Rolle der Katja Sterner anzunehmen?

Alexandra Neldel: Es war ein sehr schönes Buch und ich hatte total Lust darauf! Und es ist genau das Richtige für diese Jahreszeit. Die Menschen genießen es, auf dem Sofa zu sitzen mit einer Tasse Tee oder einem Glas Rotwein und sich eine schöne Geschichte anzuschauen. Das mag ich natürlich auch, denn ab und zu braucht man was fürs Herz. 

Katja (Alexandra Neldel, l.) ist ihrer neuen Nachbarin Pia (ZoÎ Valks, r.) direkt sympathisch. Foto: (ZDF/Felix Matthies)

Sie leben in Berlin. Flüchten Sie manchmal auch aus der Stadt? Wäre das Landleben auch eine Option für Sie? 

Alexandra Neldel: Ich wohne nicht direkt in Berlin Mitte. Ich mag es nicht gerne, wenn ich aus der Tür gehe und sofort im Trubel bin. Es gefällt mir besser ein paar Ecken weiter zu laufen und dann ist man im Leben. Das finde ich schön. Das wunderschöne Haus mit dem tollen Grundstück beim Dreh war super und ich könnte es mir vorstellen, ein paar Wochen im Jahr dort zu verbringen, aber immer eher nicht. Jetzt zumindest noch nicht, vielleicht irgendwann mal. 

Wie bauen Sie Stress ab?

Alexandra Neldel: Ich liebe es, bei mir oder meiner Mama Blumen zu pflanzen. Das finde ich total schön. Auch eine wunderschöne Aufgabe, um Stress abzubauen, ist für mich, die verblühten Blüten an Pflanzen abzuscheiden. Das ist für manche total lästig, aber mich kann das total runter bringen und die Pflanzen sind dankbar dafür. 

Oh, Sie sagen es. Ich zum Beispiel hasse es, die verblühten Blüten abzuschneiden (lacht).

Alexandra Neldel: Das ist eine kleine Arbeit, aber dabei kommt man ganz schön runter (lacht). Man muss dabei ausschalten, was noch an anderen Aufgaben vor einem liegt. Was ich beispielsweise gar nicht kann, aber gerne können würde, ist malen. Eine meiner Freundinnen kann wahnsinnig schön malen. Ich überhaupt nicht – aber es wäre zu schön. 

Sie haben keine Schauspielausbildung absolviert. Eigentlich war es Schicksal, dass Sie an einem bestimmten Tag an einem bestimmt Ort waren und zu einem Casting eingeladen worden sind. Sonst hätten Sie vermutlich einen Berufsweg in Richtung Zahntechnik eingeschlagen.

Alexandra Neldel: Ja, und deshalb ist es für mich immer wahnsinnig schwierig, etwas zu meinen Zielen und meiner Zukunft zu sagen, denn es lief alles so ungeplant und dann noch in eine so wunderschöne Richtung. Ich hätte mir niemals erträumt, daran überhaupt zu denken. Ich war damals bei einem Poloturnier und dort hat mich Simone Bär, die Chefin einer Casting-Agentur, angesprochen. Die Rolle, für die ich allerdings gecastet wurde, habe ich nicht bekommen. Ich war auch wirklich nicht gut, viel zu aufgeregt. Dafür wurde mir eine andere, zunächst ganz kurze, Rolle angeboten, welche dann aber zur Hauptrolle wurde. Das war alles Schicksal.

Unglaublich wie schnell sich das Blatt wenden kann (lacht). Ihr Durchbruch gelang Ihnen als Lisa Plenske, die Hauptrolle in Verliebt in Berlin. Denken Sie noch gerne an diese Zeit zurück? 

Alexandra Neldel: Ja klar, ich finde mit Verliebt in Berlin haben wir etwas geschaffen, das war ganz besonders. Ich hatte so viel Spaß mit dieser Rolle. Ich konnte da einfach reinschlüpfen. Das Lustige war aber immer, dass oft geschrieben wurde „Die große Verwandlung ins hässliche Entlein“ und ich war eigentlich nur ungeschminkt mit Zahnspange, Brille und Halbperücke und Fatsuit. Das war einfach lustig! Ich würde es auch sofort wieder tun, denn es ist eine ganz, ganz schöne Zeit gewesen.

Haben Sie denn noch ein Andenken davon behalten?

Alexandra Neldel: Ich habe noch alles von Lisa – den Fatsuit, ihre Hornbrille, die Zahnspange und die Perücke. Das habe ich alles am Ende geschenkt bekommen und ich habe auch noch das Hochzeitskleid von ihr. 

Oh, wie schön. Das halten Sie in Ehren. Ich danke Ihnen ganz herzlich für das tolle Gespräch.