Steckbrief: Thomas Heinze

  • Geboren am 30. März 1964 in West-Berlin.
  • Verbrachte seine Kindheit in den USA.
  • 1983-1986 Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule in München.
  • Filme und Serien u.a. Homo Faber, Das Wunder von Lengede, Tatort, Marie Brand.
  • Startete als VIP-Pilot 2006, 2007 und 2010 bei Rennveranstaltungen in der Mini Challenge Deutschland.
  • Trat 2009 zum ersten Mal als Sänger auf.

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Menschen könnten mit künstlicher Intelligenz besser leben als je zuvor. Denn die KI könnte Probleme lösen, an denen Menschen bislang gescheitert sind: Klimawandel, Armut, Krankheitsbekämpfung. Doch wie beherrscht der Mensch eine Maschine, die intelligenter ist als er? Vor diesem Hintergrund spielt sich das Doku-Drama „KI – Die letzte Erfindung“ ab, das in der Mediathek von 3sat bis 15. Dezember abrufbar ist (ab 15. Dezember in der ZDF-Mediathek).

Herr Heinze, was für ein interessantes und gleichzeitig auch total erschreckendes Thema – die künstliche Intelligenz. Sieht so unsere Zukunft aus? Das macht mir ganz schön Angst und ich bin froh, dass wir heutzutage noch nicht an diesem Punkt sind. Wo bleibt da die Menschlichkeit? Sie haben sich bestimmt durch den Film mit diesem Thema aktiv beschäftigt. Wie stehen Sie denn dazu?

Thomas Heinze: Ich bin da ähnlich wie Sie auch zwiegespalten. Auf der einen Seite finde ich es faszinierend und spannend. Auf der anderen Seite habe ich auch etwas Angst davor. Denn früher oder später wird eine künstliche Intelligenz, wenn sie sich weiter entwickelt und unabhängig wird uns Menschen als Schwachstelle ausmachen und sich gegen uns wenden. Was dann natürlich für uns nicht so prickelnd ist.

Ist es gerade auch dieses spannende Thema, was Sie dazu bewogen hat, bei dem Doku-Drama mitzuspielen?

Thomas Heinze: Da kam einiges zusammen, worauf ich mich sehr gefreut habe. Ich fand natürlich das Thema, aber auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen spannend. Die Dreharbeiten haben meine Vorfreude voll erfüllt, auch wenn sie ein wenig ungewohnt waren. Wir haben unheimlich viel mit CGIs also Computer Generated Images gearbeitet, d.h. wir mussten uns viele Dinge vorstellen, die erst in der Nachbearbeitung wirklich zu sehen waren, wie die Computer z.B. Als ich den fertigen Film gesehen habe, war ich wirklich beeindruckt, wie gut das funktioniert. Mein 18-jähriger Sohn, der nur selten deutsches Fernsehen sieht, sondern vorwiegend die Streamingportale bedient und dadurch eher internationale Filme sieht, meinte, dass der Film toll geworden ist und eine abgefahrene Ästhetik hat.

Dann war es vor allem bei diesem Film interessant für Sie, sich das endgültige Ergebnis anzuschauen. Schauen Sie grundsätzlich die Filme an, in denen Sie mitgespielt haben?

Thomas Heinze: Na ja, das geht nicht immer. „KI-die letzte Erfindung“ haben wir natürlich schon aufgrund seines besonderen Themas vorab gesehen, denn es ist schwer darüber zu sprechen, wenn man den Film nicht in der Endfassung und mit den Statements der Wissenschaftler gesehen hat. Das ist bei anderen Filmen in der Regel einfacher. Ich war ja schließlich bei den Dreharbeiten dabei.

Die gesamte Gesellschaft wird sind verändern. Wenn wir die Digitalisierung heute betrachten und das Zusammensein von heute mit früher vergleichen, finde ich das schon sehr bedenklich. Die Kinder und auch die Erwachsenen kommunizieren ja auch fast nur noch über digitale Medien. Dazu kommt dann noch die KI?! Die Geselligkeit geht dadurch total verloren.

Thomas Heinze: Die Illusion, der wir uns gerne hingeben, ist letztendlich, dass wir durch diese ganze computerorientierte Technik und die Digitalisierung viel mehr Zeit für uns und andere schöne Dinge haben. In der Praxis ist das Gegenteil aber der Fall. Von den 80-er Jahren bis heute hat sich wahnsinnig viel getan. Es ist beeindruckend, was ein Telefon, besser gesagt ein Smartphone heutzutage alles kann. Und natürlich haben die Kinder und auch die Erwachsenen ununterbrochen so ein Ding in der Hand. Dieses Gerät kann ja das alles zusammen, was wir früher auf mehrere Geräte aufgeteilt haben. Man kann damit Filme schauen, telefonieren, Mails verschicken, Musik hören, lesen und und und. Wenn wir die Zeit, die wir an verschiedenen Geräten verbracht hätten, zusammen rechnen, dann haben wir uns im Grund genommen genauso lange damit beschäftigt. Ob wir dadurch aber auch wirklich Zeit sparen, ist schwer zu sagen, denn dadurch, dass wir es ständig und überall benutzen können, nehmen wir uns doch weniger Zeit für andere, sinnlichere Dinge. Wer weiß, wo das alles noch hinführt, wenn wir z.B. Smartglasses bekommen würden. Dann sitzen wir alle irgendwann da und schauen nur noch auf die Innenseiten unserer Brille. Das ist schon beängstigend.

Wie sagt man so schön: Es ist ein Segen, aber auch ein Fluch.

Thomas Heinze: Sie sagen es. Wenn die künstliche Intelligenz kontrolliert wird und nicht rausgelassen wird, dann kann das toll sein. Aber wenn sie Schwachstellen ausmacht und sich selbst betreiben kann oder der falsche sie Mensch bedient, dann ist es auch relativ schnell um uns geschehen, davon bin ich überzeugt.

Im Film kommen auch Forscher zur Rede, die den Zuschauern wichtige Hintergrundinformationen und Forschungsergebnisse zur KI mitteilen.

Thomas Heinze: Genau, das macht den Film zu einer sehr gelungenen Mischung zwischen Realität und Fiktion. Es ist eben etwas anderes, als das Thema lediglich in der einen oder anderen Form zu behandeln. Ich finde es auch ausgesprochen gelungen, wie das Hand in Hand geht. Das hat Christian Twente, der Regisseur, super gemacht.

Standen Sie beim Dreh auch in Kontakt und Austausch mit den Wissenschaftlern?

Thomas Heinze: Nein, wir haben sie gar nicht gesehen, das wurde komplett gesplittet. Wir haben den fiktionalen Teil gedreht und sehr viel später haben sie die Wissenschaftler aufgenommen. 

Als Zuschauer empfindet man das Thema schon ziemlich real, durch die Informationen und auch Bedenken, die zwischendurch von den Wissenschaftlern gegeben werden.

Thomas Heinze: Es gibt ja nicht nur den Bereich der künstlichen Intelligenz, sondern es gibt auch den Bereich verschiedener anderer technologischer Entwicklungen. Und da gibt es ein paar ganz interessante Sachen. Ein Forscher hat erzählt, dass es irgendwann bestimmt mal möglich sein wird, einen Chip ins Gehirn einzubauen. Es ist nicht so, dass ich mich unbedingt danach sehne, einen derartigen Chip in meinem Gehirn zu haben, um besonders intelligent zu sein. Aber ich denke, dass es im medizinischen Bereich wahnsinnig hilfreich und wertvoll sein kann. Wenn man den ganzen technologischen Fortschritt sieht, kommt es mir eigentlich völlig absurd vor, dass immer noch Menschen in Rollstühlen sitzen müssen und dass wir die defekten Nervenbahnen nicht einfach überbrücken können. Im medizinischen Bereich begrüße ich jeden Fortschritt, den es gibt, und ich würde sagen: los geht’s. Aber im gesamten weltorganisatorischen Bereich sehe ich es als sehr kritisch an, da spielen ein paar Aspekte eine große Rolle. Empathie wird eine KI einfach nicht mitbringen, was aber ganz, ganz wichtig ist, und sie wird sich irgendwann sagen: Was soll ich mir von so einem Hanswurst noch sagen lassen, den eliminiere ich doch lieber. Es erinnert ein wenig an Raumschiff Enterprise. Da gab es doch ständig Kontroversen zwischen Mister Spock und Captain Kirk, zwischen der „logischen“ und „humanen“ Betrachtung von Situationen.

In seinem Institut erfährt der KI-Forscher Professor Reinhard (Thomas Heinze) von einer Katastrophe auf der Insel Molokai. Eine künstliche Intelligenz scheint dort verantwortlich für den Tod vieler Inselbewohner zu sein. Auch er und seine ambitionierte Mitarbeiterin Vida von Wittgenstein (Lisa Bitter) arbeiten an einer vergleichbaren künstlichen Intelligenz. (Foto: ZDF/Oliver Ziebe)

Die Gefahr bei der Sache ist, dass es keine zweite Chance gibt, sollte bei der KI etwas schief laufen. Das könnte laut der Forscher und Wissenschaftler katastrophale Folgen für die Menschheit haben. Deshalb muss das Thema schon jetzt behandelt werden und der Nutzen und die Risiken auf das Äußerste geprüft werden.

Thomas Heinze: Allerdings, denn sagen wir mal so, in diesem Fall sind wir selbst die Versuchskaninchen und nicht irgendwelche armen Tiere in einem Testlabor.

Da haben Sie recht. Schauen wir mal, wo uns der Weg noch hinführt. In Ihrer Vita habe ich gesehen, dass Sie bereits in enorm vielen Produktionen mitgewirkt haben und auch die unterschiedlichsten Charaktere verkörpert haben. Zum Tatort zieht es Sie aber doch immer wieder mal zurück.

Thomas Heinze: Ja, das stimmt. Tatsächlich habe ich letztes Jahr wieder einen gedreht. Ich spiele einen Schauspieler und Nina Kronjäger, die Mutter meiner Zwillinge, spielt meine Frau – wir spielen uns quasi selbst. Der wird, denke ich, um Silvester oder im neuen Jahr laufen. Da in der Folge Silvester stattfindet, fände ich es zumindest relativ logisch, wenn man ihn zur Neujahrszeit senden würde.

Haben Sie allgemein in der Rollengestalltung einen gewissen Spielraum?

Thomas Heinze: Ja, klar. Der Regisseur hat natürlich seine Sicht der Dinge und hat den gesamten Film im Blick. Ich bin aber als Schauspieler für meine Rolle verantwortlich. Wir tauschen uns im Vorfeld aus und schauen, dass wir einen gemeinsamen Weg finden. Sich am Set mit Meinungsverschiedenheiten aufzuhalten ist eher kontraproduktiv.

Bevorzugen Sie bestimmte Rollen bzw. Genres?

Thomas Heinze: Es geht mir natürlich vornehmlich um die Rolle und weniger um ein Format, weil ich ja die Rolle verkörpere. Und das kann ich nur, wenn ich zu der Figur auch eine Verbindung habe. Es kommt aber manchmal vor, dass man sich mal wieder nach einem Format, bzw. Genre sehnt. Ich habe z.B. wahnsinnig viele Komödien gedreht, jetzt aber schon sehr lange nicht mehr. Tatsächlich hätte ich durchaus Lust mal wieder eine Komödie zu drehen.

Herr Heinze, vielen Dank für Ihre Zeit und das sehr nette Gespräch.