Steckbrief

Dietmar Seefeldt

Geboren 1970 in Simmern

Nach Abitur am Eduard-Spranger-Gymnasium in Landau, Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt bei der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz in Neustadt

Jurastudium an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, Schwerpunkt Verwaltungs- und Umweltrecht

2000 Justiziar bei Landesforsten Rheinland-Pfalz in Neustadt

2012 Leiter der Stabsstelle Recht und Vorsitzender des Kreisrechtsausschusses beim Landkreis Germersheim

2014 Erster Kreisbeigeordneter und Stellvertreter des Landrats mit dem Geschäftsbereich Jugend, Soziales und Schulen beim Landkreis Germersheim

Seit 2017 Landrat des Landkreises Südliche Weinstraße


 

Was sind die alltäglichen Aufgaben eines Landrats und wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Dietmar Seefeldt: Also mein Tag beginnt damit, zuhause die Zeitung zu lesen und Nachrichten zu verfolgen, um sich über das tägliche Geschehen zu informieren. Danach fahre ich ins Büro und bereite den Tag vor, das heißt: E-Mails lesen, Post aufarbeiten und so weiter. Üblicherweise beginnen dann ab neun Uhr die verschiedenen Gespräche, Sitzungen oder Gremien – also es sind sehr viele Besprechungen (lacht). Als Landrat hat man auch den Vorsitz in unterschiedlichen Gremien, z.B. im Kreisausschuss. Da ist die Vorbereitung, die Qualität und Quantität und auch die Beanspruchung der Person wesentlich höher, als wenn man nur Teilnehmer ist. Die Woche über besteht das Tagesgeschäft meist aus Besprechungen und Büroarbeit, aber am Wochenende und abends überwiegt dann die repräsentative Funktion. Neujahrsempfänge zum Beispiel oder auch Prunksitzungen, Vereinsjubiläen, Geburtstage von 100-jährigen Bürgern… Mir macht die Kommunikation mit vielen unterschiedlichen Menschen sehr viel Spaß und ist mir auch wichtig.

Sie sind in vielen Positionen ehrenamtlich unterwegs, unter anderem an der Spitze des Madenburgvereins oder für das Rote Kreuz. Sind das symbolische Rollen oder müssen Sie auch tatkräftig ans Werk gehen?

Dietmar Seefeldt: Generell gilt für alle Funktionen, auch für die des Landrats: Ohne gute Mitarbeiter und Mitstreiter wäre man verloren. Das Ehrenamt macht da keine Ausnahme. Wenn man also den Vorsitz eines Vereins hat – das gilt für alle Vorsitzenden – dann ist das ist das immer mit Einsatz verbunden. Am Ende eines Tages müssen immer Entscheidungen getroffen und damit auch Verantwortung getragen werden. 

Damit haben Sie dann eher die administrative Rolle – Sie sind also nicht mit dem Roten Kreuz unterwegs?

Dietmar Seefeldt: (lacht) Nein, das nicht. Ich darf dann natürlich Blutspenderehrungen vornehmen oder eben auch Leitentscheidungen treffen, das heißt, in welche Richtung es zukünftig geht. Der Kreisverband Südliche Weinstraße ist Hauptgesellschafter der Rettungsdienst GmbH, die u.a. die Leitstelle betreibt, und in der Folge Vorsitzender im Aufsichtsrat. Da trifft man dann auch wichtige Entscheidungen für immerhin etwa 250 Menschen. Das geht nicht nebenher, die Verantwortung ist schon groß.

Es gibt in unserer Gesellschaft viele benachteiligte Menschen. Was sind die Herausforderungen in menschlicher und gesellschaftlicher Sicht, um diese Menschen zu unterstützen und was wird bei uns getan? 

Dietmar Seefeldt: Hier fällt mir gerade der BAF-Ball ein (Anm. der Red.: Bildung-Aktionen-Freizeit für Menschen mit Behinderung). Hier haben die Verantwortlichen Akteure in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass auch Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben mit Spaß teilhaben können. Eine schöne Gemeinschaftsleistung der Leistungserbringer. Zum anderen hat mich auch der Besuch bei der Tafel in Bad Bergzabern sehr beeindruckt – eine der vier Tafeln im Landkreis. Das zeigt die traurige Wahrheit, dass es zu viele Menschen gibt, die sich das Nötigste nicht leisten können. 

Gibt es auch konkrete Ideen und Projekte, um die erwähnten Bereiche zu fördern?

Dietmar Seefeldt: Man muss ja immer schauen, für was man zuständig ist. Das ist jetzt eine gesellschaftspolitische Frage. Als Landrat ist man Chef der Kreisverwaltung mit dem Sozialamt, welches unter anderem für die Eingliederungshilfe und die Hilfe zur Pflege zuständig ist. Das sind gesetzliche Ansprüche, dafür hat man natürlich entsprechende Mitarbeiter, die diese Fälle bearbeiten. Das andere ist mehr eine politische Frage: Was muss sich ändern, dass diese Situation der gesellschaftlichen Benachteiligung gar nicht erst entsteht? Das ist eine ganz andere Frage. Wichtig ist auch – und das ist meine Grundeinstellung – dass alles, was der Staat zur Verfügung stellt, auch erwirtschaftet werden muss. Insofern ist die beste Sozialpolitik auch immer eine gute Wirtschaftspolitik. 

Sie selbst haben Umweltrecht an der Universität Heidelberg studiert.

Dietmar Seefeldt: Oh, Sie sind gut informiert (beide lachen).

Ist das denn ein Thema, welches Ihnen heute noch am Herzen liegt und auch ins neue Jahr mit einfließen wird?

Dietmar Seefeldt: So wie es dem Ministerpräsidenten Kretschmer in Baden-Württemberg nachgesagt wird, dass er auch CDU-ler sein könnte, obwohl er zu den Grünen gehöre, so habe ich Ähnliches schon über mich gehört: Ich wäre zwar ein CDU-ler, aber doch ein Grüner – und das empfinde ich gar nicht als Kritik (lacht). Umweltrecht im Studium hat mich interessiert und geprägt, ebenso wie meine zwölfjährige Tätigkeit als Justiziar bei Landesforsten Rheinland-Pfalz. So empfinde ich es auch als meinen Auftrag, darauf zu achten, dass wir unseren Beitrag für die nachfolgenden Generationen und unsere Umwelt leisten: Erhalten und Bewahren – dazu möchte ich gern meinen Beitrag als Landrat leisten.

(Foto: Kreisverwaltung Südliche Weinstraße)

Letztes Jahr feierte der Landkreis SÜW sein 50. Jubiläum. Dazu wurde 2019 einiges geboten – mit welchen Aktionen und Projekten dürfen die Südpfälzer 2020 rechnen?

Dietmar Seefeldt: Wir haben 50 Jahre Südliche Weinstraße mit 50 Events gefeiert, welche nicht nur der Landkreis veranstaltet hat. Wir hatten einen tollen Kreisempfang mit einer schönen Festrede von Prof. Vogel, wir hatten zum Abschluss einen Zapfenstreich und der Knecht-Verlag hat das Jubiläumsbuch „Erfolgsgeschichten eines Landkreises“ herausgebracht. Das ist wirklich lesenswert! Ein wirklich gelungenes Nachschlagewerk, das ausschließlich über Sponsorenfirmen neutral finanziert wurde. Ein weiteres Thema, das uns beschäftigt hat: der Wild- und Wanderpark Silz. Hier wurde die Entscheidung getroffen, die private GmbH in die Trägerschaft des Landkreises zu übernehmen. Es ist uns gelungen, einen jungen Geschäftsführer, Daniel Kraus, einzustellen, und ich bin guten Mutes, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Das zu unserem Jubiläumsjahr.
Was uns jetzt 2020 erwartet? Wir sind ja nicht nur am Feiern – auch wenn wir Südpfälzer das sehr gerne tun (lacht) – aber wir müssen natürlich auch unsere Aufgaben erledigen. Das Jahr 2020 wird sicher auch ein Jahr der Entscheidung werden: Was ist mit der Reaktivierung der Schienenstrecken, sowohl zwischen Landau und Germersheim als auch zwischen Landau und Herxheim bzw. Rülzheim? Das wäre ein ganz wichtiges Projekt. Der Landrat vom Kreis Germersheim Fritz Brechtel, Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch und ich, wir haben uns dafür ausgesprochen und wollen das Thema angehen. Ich hoffe, dass die Kosten-Nutzen-Untersuchung, die im Moment vorbereitet und durchgeführt wird, zu einem guten Ergebnis kommt. Wir reden natürlich nicht von heute oder morgen, aber eben von übermorgen. Wichtig wäre, dass zahlreiche Pendler künftig mit dem Zug fahren können. Die vielen Baustellen tragen noch mehr dazu bei, dass man als Autofahrer einfach genervt ist. Eigentlich ist es ja etwas Gutes, dass so viel gebaut wird, aber für die Menschen und den Verkehr ist es natürlich belastend. Auch wenn 2020 die Reaktivierung der Bahnschienen noch nicht vollzogen wird, so wird es dieses Jahr vermutlich zur Entscheidung darüber kommen. Eine große Herausforderung für 2020 ist auch der Breitband-Ausbau im Landkreis. Wir haben vorhin von wirtschaftlichen Zusammenhängen gesprochen und dazu gehört auch, dass heute auch von zu Hause aus erfolgreich ein Unternehmen geführt werden kann. Voraussetzung dafür ist eine verlässliche Internetverbindung. Auch der Digitalpakt an Schulen ist betroffen. Ich denke, wir sind uns einig, dass wir in Deutschland etwas Nachholbedarf haben, insbesondere was die Digitalisierung oder die Mobilfunkdichte betrifft. Im Haushalt sind auch die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt und es kommen die entsprechenden Gelder bei uns an. Ein Drittel davon fließt in die Schulen, die ihre Konzepte schon vorbereitet haben. Passend zum Thema „Schulen“: Wir wollen die Sanierung von Schulsporthallen angehen. In der nächsten Kreisausschusssitzung werden wir uns acht von neun Schulsporthallen in der Trägerschaft des Landkreises anschauen, die stark sanierungsbedürftig sind, und hierfür ein Programm aufsetzen, welche Halle wann saniert werden soll. In diesem Zusammenhang möchte ich noch erwähnen, dass wir sehr froh sind, es geschafft zu haben, zusammen mit der Caritas und dem Landkreis Germersheim, die Laurentiusschule in Herxheim zu erhalten. 

Gibt es Veränderungen im Landkreis, die Sie als kritisch wahrnehmen?

Dietmar Seefeldt: Etwas, dem ich große Bedeutung beimesse: der respektvolle, menschliche Umgang miteinander, für den jeder selbst verantwortlich ist. Dass – politisch gesehen – der Landkreis für den Bürger da ist, ist selbstverständlich. Aber es geht auch in den privaten Bereich: Ein anständiger Umgang miteinander sollte wieder normal werden. Thomas Gebhart hat hierfür eine Initiative gestartet, mit dem Namen „Respekt“. Ich glaube, es lohnt sich, dafür zu werben. Auch kann es nicht sein, dass einzelne Berufsgruppen, beispielsweise Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrleute, beleidigt werden. Wir sollten alle gemeinsam dafür eintreten, dass das nicht mehr passiert. 

Im Landkreis Südliche Weinstraße wird Tourismus großgeschrieben. Die Auslegung als Wirtschaftsstandort ist nicht so groß wie die als Tourismusstandort. Sollte sich das ändern?

Dietmar Seefeldt: Da muss ich ein bisschen korrigieren: Natürlich ist der Landkreis Südliche Weinstraße bekannt für seine hervorragenden Weine, die Wälder oder für das breite Tourismusangebot, aber man sollte nicht unterschätzen, dass wir wirtschaftlich durchaus gut aufgestellt sind. Unsere ordentliche Verkehrsanbindung, die für eine industrielle Entwicklung wichtig ist, ermöglicht unter anderem den Verbandsgemeinden Edenkoben, Herxheim und Offenbach die Ansiedlung prosperierender Wirtschaftsbetriebe. Insofern haben wir da schon einiges getan. Es ist aber auch immer eine Sache der Bürgermeister und des Landrates, darauf zu achten, dass Gewerbeansiedlungen weiterhin stattfinden.

Sie sind begeisterter Wanderer. Haben Sie denn Lieblingswanderstrecken oder Lieblingsorte, an denen Sie gerne unterwegs sind? 

Dietmar Seefeldt: Also das mit den Lieblingswanderstrecken ist immer eine gefährliche Frage, da ich dann sagen müsste, wo es am Schönsten ist, dabei ist es an der gesamten Südlichen Weinstraße schön (lacht). Aber klar, jeder hat so seine Favoriten. Manchmal ist es schön, dorthin zu gehen, wo eben nicht so viele Menschen sind, was mitunter recht schwierig sein kann… Dann muss man aber auch die Frage stellen: Wie viel Tourismus verkraften wir an einem schönen Wochenende am Rande des Pfälzer Waldes? Wenn man an solchen Wochenenden irgendwo einkehren möchte, wo nicht so viele Menschen sind, darf man eher nicht in eine Pfälzerwaldhütte – obwohl ich das sehr gerne mache –,sondern man muss den Rucksack packen und andere Wege ausprobieren. (stm)